Böden sind ein lange übersehenes Ökosystem, das inzwischen zu einer der weltweit verletzlichsten Ressourcen geworden ist. Sie bilden buchstäblich das Fundament für einen Großteil unseres gartenkulturellen Erbes, und gesunde Böden sind entscheidend für die Entwicklung widerstandsfähigerer Anbausysteme.
Die Geschichte der Bodenpflege reicht ebenso weit zurück wie die des Gärtnerns selbst. Dennoch werden die Methoden und Techniken zur Behandlung von Böden in historischen Gärten als Kulturerbe weitgehend vernachlässigt. Dieses Thema muss erforscht und diskutiert werden, um bessere Lösungen für das Bodenmanagement in unseren historischen Gärten zu entwickeln.
Auch zum Themenfeld „Bodenmanagement in historischen Gärten“ bieten die Ergebnisse des Projektes sowohl theoretische Grundlagen als auch praktische Übungen. Das einleitende Webinar – das erste des Projektes – vermittelte ein breites theoretisches Fundament durch Expertinnen und Experten aus verschiedenen Ländern und führt in die Gartenarchäologie sowie die Bodenrestaurierung ein. Es zeigte unterschiedliche Beispiele für historische Bodenmischungen und Bodenpflegepraktiken aus verschiedenen Regionen Europas.
Die schon im Webinar angesprochenen Techniken, Werkzeugen und Konzepte wurden im Workshop auch mit praktischen Übungen und Vorführungen in folgenden Bereichen ergänzt:
Einführung in die Gartenarchäologie:
- Vertikale Grabungen
- Horizontale Grabungen
Bodenpflege im Garten:
- Umgraben
- Doppeltes Umgraben
- Gärtnern ohne Umgraben (No-Dig)
- Einsatz der Grabegabel (Broadfork)
Darüber hinaus werden verschiedene Beispiele für historische Bodenhilfsstoffe und deren Herstellung vorgestellt sowie moderne regenerative Methoden ohne Umgraben präsentiert, darunter:
- Mistkompost
- Rasensodenkompost
- Herstellung eines Lehmlagers (Loam Stack)
- Gründüngung
- Pflanzenkohle
- Kalk
Wir haben für Sie zwei Vorträge aus dem Webinar sowie ein Video aus dem Workshop zu diesem Themenfeld ausgewählt, für die wir die wichtigsten Inhalte zusammengefasst haben. Darunter finden Sie jeweils den Link zur Präsentation auf YouTube, zur deutschen Übersetzung der Transkription (überarbeitete KI). Sie finden dort auch Links zu weiterem Material des Projektes zu diesem Themenfeld sowie externe Links zum Thema, die wir empfehlen können. Für Ihre Hinweise zu weiteren Quellen sind wir dankbar.
Zusammenfassungen und Links
Charles Dowding, Gärtner, Autor, YouTube-Star, Trainer, Großbritannien:
Nachhaltige Bodenbewirtschaftung heute – Wissenschaft bestärkt No-Dig als alternative Methode
Catarina Sjöberg, Dozentin für Gartenbauhandwerk, Universität Göteborg, Fachbereich Kulturerhalt, Mariestad:
Ein Vergleich zweier historischer Bodensubstrate mit einem Fertigprodukt
Charles Dowding, Pionier des „No-Dig-Konzeptes“ betont zu Beginn seines Vortrags, dass der Boden die wichtigste Ressource im Garten ist und dass sein Zustand über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Durch das Nicht-Umgraben bleibt die natürliche Bodenstruktur erhalten, insbesondere die Kanäle und Hohlräume, die von Regenwürmern geschaffen werden. Diese Strukturen verbessern die Durchlüftung, Wasserspeicherung und Nährstoffaufnahme. Ein gesundes Bodenleben mit Pilzen, Bakterien und anderen Mikroorganismen ist essenziell, um organische Substanz abzubauen und Nährstoffe pflanzenverfügbar zu machen.
Er beschreibt, dass die jährliche Gabe von Kompost nicht nur Nährstoffe liefert, sondern auch die mikrobielle Aktivität anregt. Wichtig sei, den Kompost in einer realistischen Schichtdicke auszubringen, die sich nach einigen Wochen nach dem Ausbringen setzt. Der Referent präzisiert, dass die Kompostmenge so bemessen ist, dass sie im Laufe eines Jahres vom Bodenleben verarbeitet wird, wodurch die Bodenoberfläche jährlich dunkler und fruchtbarer wird.
Durch den Vergleich von No-Dig- mit herkömmlich bearbeiteten Beeten über mehrere Jahre hinweg konnte eine höhere Ertragsleistung bei No-Dig festgestellt werden, verbunden mit einem geringeren Arbeitsaufwand. Die Bodenstruktur bei No-Dig bleibt stabil und krümelig, was durch die Bildung von Glomalyn und das Mycelialnetzwerk gefördert wird. Dieses Netzwerk schafft ein natürliches Bindemittel für Bodenpartikel, was Erosion und Bodenverdichtung vorbeugt.
Wissenschaftliche Untersuchungen, etwa die Analyse des mikrobiellen Abbaus von Baumwollstreifen als Indikator für biologische Aktivität, bestätigen die höhere biologische Aktivität in No-Dig-Beeten. Die Beobachtung von Diatomeen und anderen Mikroorganismen unterstreicht die komplexen biologischen Prozesse, die sich im Boden abspielen.
Die internationale Akzeptanz der Methode wird durch Rückmeldungen aus verschiedenen Klimazonen dokumentiert. Die Methode ist anpassbar und funktioniert sowohl in tropischen als auch in gemäßigten und trockenen Klimaten. Dies spricht für die Robustheit und Vielseitigkeit der No-Dig-Technik.
Innovative Ansätze wie die Nutzung von Biochar bieten Möglichkeiten zur weiteren Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und Kohlenstoffbindung im Boden. Der Biochar wird in einem speziellen Verfahren hergestellt, das eine saubere, emissionsarme Verbrennung ermöglicht. Die Integration von Biochar in Komposthaufen könnte langfristig die Bodenqualität verbessern.
Der Vortrag endet mit einem Ausblick auf weitere experimentelle Projekte, wie die Errichtung von Energie-Türmen, die angeblich positive energetische Effekte auf den Boden haben sollen. Obwohl diese Effekte wissenschaftlich noch nicht messbar sind, zeigt dies die Offenheit des Referenten gegenüber neuen Ideen und die Bereitschaft, auch ungewöhnliche Methoden zu erforschen.
Text: Deutsche Übersetzung der Transkription (mit Hilfe von noteGPT.io)
Video (20:28): Mitschnitt des Vortrags auf YouTube (englisch)***
*** Eine automatische, deutsche Übersetzung erhalten Sie auf YouTube, wenn Sie auf „Einstellungen“ gehen, „Untertitel“ aktivieren, „Automatische Übersetzungen“ anklicken und dann „Deutsch“ auswählen.
Im ihrem Vortrag berichtet Catarina Sjöberg von einem vierjährigen Forschungsprojekt, das sich mit der Herstellung von Pflanzsubstraten aus selbst hergestelltem Kompost und lokalen Materialien beschäftigt. Die Arbeit begann mit der Entwicklung und Erprobung von zwei selbstgemischten Substraten, die als Alternativen zu kommerziellen Erdmischungen konzipiert wurden. Die Inspiration für die Rezepte stammt aus einem historischen Gartenbuch eines Gärtners namens Nilos Verlander aus dem Jahr 1912, das detaillierte Anleitungen für verschiedene Kulturen und deren spezifische Bodenmischungen enthält.
Die Referentin reflektiert die Unterschiede zwischen dem Wissen und der Praxis von Gärtnern vor über 100 Jahren und heutigen Praktiken, wobei sie hervorhebt, dass Erfahrungen im Mischen von Pflanzsubstraten heute weitgehend verloren gegangen sind, da es günstige und qualitativ gute kommerzielle Produkte gibt. Das Projekt verfolgt neben der praktischen Anwendung auch pädagogische Ziele, um Studierenden handwerkliche, erfahrungsbasierte Fähigkeiten im Umgang mit Pflanzenmedien zu vermitteln.
Die historischen Bodenmischungen bestehen aus vielfältigen Zutaten wie Laubhumus, Sand, Gartenerde, Kompost und Kuhmist. Die Referentin und ihr Team erstellten zwei moderne Substratmischungen, die von diesen alten Rezepten inspiriert sind: eine Mischung mit Gartenerde, Laubhumus, Kompost und Kuhmist sowie eine rein organische Mischung aus Laubhumus, Kuhmist und kompostierter Rinde. Beide wurden mit einem kommerziellen, torfbasierten Substrat verglichen.
Die Versuche zeigten, dass Pflanzen in den selbstgemachten Mischungen zwar nicht ganz so stark wuchsen wie in der kommerziellen Erde, aber dennoch gute Qualität erreichten. Selbstgemachte Mischungen hatten eine stärkere Wasserbindung, was das Wässern erschwerte, und enthielten teilweise Unkrautsamen. Chemisch waren sie in Nährstoffverhältnissen unausgewogen, insbesondere niedrig in Stickstoff, Calcium und Schwefel, aber hoch in Kalium. Trotz dieser Ungleichgewichte funktionierten sie gut als Anzuchtsubstrate.
Catarina Sjöberg betont die Bedeutung von Ressourcen und Visionen für das Herstellen eigener Substrate, da die Herstellung von qualitativ hochwertigem Kompost zeit- und arbeitsintensiv ist. Das Projekt förderte daher eine Verbindung von Nachhaltigkeit, historischer Praxis und pädagogischem Nutzen. Die praktische Arbeit mit Bodenmedien vermittelt den Studierenden „körperliches Wissen“ und ein tieferes Verständnis für eines der elementarsten Materialien im Gartenbau.
Als interessante Nebenbeobachtung erwähnt die Referentin, dass der Geruch von Erde die Ausschüttung von Oxytocin im Menschen fördert, ein Hormon, das Vertrauen, Fürsorge und Verbundenheit stimuliert, und so einen psychologischen Nutzen des Arbeitens mit Boden darstellt. Abschließend lädt sie zum Erfahrungsaustausch ein und weist auf die fortwährende Erforschung und Verbesserung der Substrate hin, beispielsweise durch Versuche mit Biochar (Pflanzenkohle).
Text: Deutsche Übersetzung der Transkription (mit noteGPT.io)
Video (17:19): Mitschnitt des Vortrags auf YouTube (englisch)***
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Olav Amund & Knut Arne Jacobsen, God Jord Company, Schweden:
Biokohle und deren Herstellung im eigenen Garten
Zusammenfassung des Videos
Der Videoinhalt behandelt die Herstellung und den Nutzen von Biokohle (Biochar) als Bodenverbesserer und Kohlenstoffspeicher. Biokohle wird durch Pyrolyse von Holz bei sehr hohen Temperaturen erzeugt, was ein reines und stabiles Material schafft.
Die Technologie ist zwar industriell etabliert, wird aber auch in kleineren Anlagen, wie einem kegelförmigen Ofen, eingesetzt. Dieser kleinere Ofen wurde von Olaf Almond Lee und Arn Jacobson entwickelt und ermöglicht Gärtnern, holzige Gartenabfälle effizient und nachhaltig zu verwerten. Aufgeladen mit stickstoffhaltigem Material wie Kompost oder Tiermist fördert Biokohle ein gesundes Bodenleben mit einer Vielzahl von Mikroorganismen, Pilzen und Würmern. Dadurch wird die Bodenfruchtbarkeit erhöht und ein nachhaltiger Kreislauf geschaffen.
Biokohle wird mittlerweile auch in der Landwirtschaft, Pharmazie und Tierfutterproduktion eingesetzt und gilt als vielversprechendes Mittel zur Kohlenstoffbindung, um den Klimawandel zu bremsen. Wissenschaftliche Tests, wie in Schweden mit Straßenbäumen oder an einer Hochschule mit Zierpflanzen, zeigen vielversprechende Ergebnisse hinsichtlich der Bodenverbesserung und Pflanzenentwicklung.
Das Video ist mit englischen Untertiteln versehen, die zum Verständnis beitragen.
Materialien zu diesem Video
• Transkription und deutsche Übersetzung des Kommentars (mit noteGPT.io)
• Video (04:26): Mitschnitt des Workshops auf YouTube (englisch)***
*** Eine KI-basierte, deutsche Übersetzung erhalten Sie auf YouTube, wenn Sie auf „Einstellungen“ gehen, „Untertitel“ aktivieren, „Automatische Übersetzungen“ anklicken und dann „Deutsch“ auswählen.
Weiteres Material zum Themenfeld aus dem Projekt
Vorträge vom Webinar „Soil Management in Historic Gardens“ am 08.02.2022
Vortrag: Historical garden soils – an archaeological perspective . (Historische Gartenböden aus archäologischer Sicht).
Karin Lindeblad, The Archaeologists, National Historical Museums, Sweden
Vortrag: Authenticity and Sustainability at Äskhult / Restoring Garden Soil. (Authentizität und Nachhaltigkeit in Garten von Äskhult / Die Wiederherstellung von Gartenböden)
Johan Gustavsson, biologist and gardener at the Hamlet of Äskhult
Vortrag: Compost recipes in historical Norwegian sources. (Kompostrezepte in historischen norwegischen Quellen) .
Marit Myrstad, Heritage gardener and Teacher at Vea
Vortrag: History of compost as found in Swedish sources, 1600 – 1970 (Geschichte des Komposts in schwedischen Quellen, 1600–1970).
Maria Flinck, Garden Antiquarian, researcher and author
Vortrag: Case study: No-dig in the heritage context (Fallstudie: „No-Dig“ im historischen Kontext).
Hilary Theaker, Kitchen Garden Keeper at Hampton Court [dt_divider style=“thin“ /]


