Gestaltete Raumfluchten und eine auf das Wesentliche reduzierte Gesamtarchitektur machen die Häuser Esters/Lange – mehr als 75 Jahre nach ihrer Erstellung – zu einem Architekturjuwel der klassischen Moderne.

Die Krefelder Stadtvillen – beide um 1929 erbaut – sind nicht identisch, ähneln sich aber als ein konzipiertes Ensemble: In der klaren Geometrie der verklinkerten Flachdachbauten verbindet sich respektvoll traditionelle Baukunst mit den Zielen der Bauhaus-Architektur. Zur Straßenseite hin verschlossen, holen beide Häuser auf der Gartenseite das außen liegende Grundstück durch hohe Fenster gleich eines Landschaftsbildes in den Raum.

Im Innenbereich dominieren lichte Weite und Transparenz durch inszenierte Übergänge in die jeweiligen Funktionsbereiche, ohne dass die einzelnen Räume als solche aufgehoben werden.

Ludwig Mies van der Rohe, einer der profiliertesten und renommiertesten Architekten und Designer, stellte mit den Häusern Esters/Lange einmal mehr seine schöpferische Kraft unter Beweis:

Nahezu zeitgleich zu diesen Vorhaben übernahm er Entwurf und Realisierung des Deutschen Pavillon für die Weltausstellung 1929 in Barcelona und die Villa Tugendhat im tschechischen Brno (Brünn; 1928-1930).

Die beiden letztgenannten Bauten kennzeichnet eine wesentlich strengere, revolutionäre Modernität als die der Häuser Esters und Lange.

In der Villa Tugendhat, Wohnhaus für eine Familie mit Kindern, hat Mies van der Rohe seine Architekturvision und Raumauffassung bis ins kleinste Detail durchgesetzt und selbst Einrichtungsgegenstände wie den Esstisch fest im Boden verankert, um nachträgliche Veränderungen durch die Bauherrn auszuschließen.

Demgegenüber zeugen die Häuser Esters/Lange in ihrer Gestaltung und die in allen Räumen spürbare Offenheit von Mies van der Rohes Zugeständnis an eine gewisse atmosphärische Wohnlichkeit.

Seit 1955 bzw. 1981 werden die beiden Häuser von den Krefelder Kunstmuseen genutzt. In den Gärten sind Skulpturen u.a. von Ulrich Rückriem und Richard Serra vertreten. Regelmäßige Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in den Häusern knüpfen an die Sammelleidenschaft der ursprünglichen Bauherren an.

Unter Einbezug der Museumsnutzung wurden die beiden Häuser von 1998 bis 2000 mit einer enormen Privatinitiative Krefelder Bürgerinnen und Bürger – vor allem des ortsansässigen Architekten Klaus Reymann – und durch Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen restauriert.

Die – an das Ursprungskonzept angenäherte – Wiederherstellung der Gartenanlagen erfolgte im Rahmen der EUROGA 2002 plus mit Unterstützung der Stadt Krefeld und dem Land Nordrhein-Westfalen.