Der Bardini Garten ist ein Ort der Geschichte, dessen Wurzeln über seine Eigentümer hinaus europäisch sind. Jeder Garten ist beispielhaft ein Sinnbild der Welt, wo sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereinen und so gemeinsam die Erinnerung an die alte Welt erfahren lassen.

Der Bardini Garten bot uns Gelegenheit zu einer einzigartigen Herausforderung. Er war in öffentlichem Eigentum und wurde nach ungefähr 40jähriger Brache dank der Unterstützung der privaten Fondazione Bancaria (Ente Cassa di Risparmio di Firenze) restauriert. Gartenarchäologie vor Ort, historische Forschungen und auch die Untersuchung der Anlage selbst machten es möglich, den Garten zu bewerten und zu interpretieren. Nach sechs Jahren Arbeit ist der Garten nun für das Publikum geöffnet. Aus diesem Grund haben wir Wert auf eine Gartengestaltung für die Öffentlichkeit gelegt, die darauf abzielt, Besucher zur Entdeckung seiner Schönheit und von sieben Jahrhunderten Florentiner Geschichte zu animieren.

Die Restaurierung des Bardini Gartens stellte sich als sehr spezielle Aufgabe dar, bei der es sich sowohl um eine konservative Restaurierung ging als auch um den Prozess, einen Ort zu interpretieren, der brach gelegen hat.

Der Bardini Garten im Zentrum von Florenz nimmt einen Großteil des Stadtteils Oltrarno ein. Wie eine sprichwörtliche Aussichtsterrasse erstreckt er sich über vier Hektar an einem 70 Meter hohen Hang, der sich zum Arno und zur Stadt hinunter neigt. Seine Situation ist dementsprechend außergewöhnlich und einzigartig: Der Garten präsentiert einen Teil der Stadt Florenz und auch ein Stück Stadtgeschichte. Der Garten ist nach seinem letzten Besitzer, Stefano Bardini, einem berühmten und wohlhabenden Antiquitätenhändler Anfang des letzten Jahrhunderts, benannt; im Laufe der Jahrhunderte hatte der Garten allerdings verschiedene Besitzer, wie z. B. die Familie Mozzi.

Heute ist der Garten Staatseigentum und öffentlich zugänglich, nachdem Ugo Bardini, Stefanos Sohn, ihn dem Staat gestiftet hatte. Die Geschichte dieses Übergangs ist sehr langwierig und komplex, und kam erst Ende der 1990er Jahre zu einem Abschluss, als er an die Parchi Monumentali Bardini-Peyron Stiftung, die von einer Bank-Stiftung (Ente Cassa di Risparmio) ins Leben gerufen wurde, überging, um die Restaurierung des Parks zu organisieren und zu finanzieren. Heute können wir hier sowohl Spezialkurse oder Meisterklassen in Gartenrestaurierung als auch Konferenzen über Gartenthemen anbieten.

Die Geschichte des Gartens

1998 begann die Voruntersuchung. Dies beinhaltete die Erstellung einer Chronologie und einer ikonografischen Serie der wesentlichen Darstellungen des Gartens im Laufe der Jahrhunderte. Darüber hinaus lassen sich verschiedene Phasen der Gartenentwicklung anhand von alten Stadtkarten sukzessiv nachvollziehen. Die gegenwärtige Anlage bestand aus drei Teilen, die im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Besitzer hatten; dabei sollten der Mozzi Palast im hinteren Gartenteil zum Arno hin und die Bardini Villa (ursprünglich als Villa Manadora bekannt, aus dem 17. Jhd., das Werk von Gherardo Silvani) besonders hervorgehoben werden.

Elemente des Gartens

Der Garten gliedert sich in drei Teile:

  • Englischer Garten im Westen
  • Barocke Treppe im Zentrum
  • Obstgarten im Osten

Verschiedene Wege, die im Laufe der Veränderungen des Gartens hinzugefügt wurden, verbanden die drei Bereiche. Heute bietet der Garten außergewöhnliche Ausblicke auf Florenz, die man bewundert, wenn man auf den Wegen durch die drei Teile des Gartens spaziert. Jeder Teil verfügt über eine eigene Geschichte und eine Fülle von Komponenten, bei denen Wasser und Skulpturen eine wesentliche Rolle spielen. Die Analyse und Voruntersuchung erlaubte es uns, das Projekt auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse aus diesem Prozess zu definieren.

Die Voruntersuchungen wurden in einem Masterplan oder Grundkonzept zusammengefasst, in dem wir auch eine prinzipielle methodologische Leitlinie als Projektgrundlage finden. Das Projekt basiert auf historischem und aktuellem Wissen um den Ort, seinen Materialien, seiner Vegetation und seinem Zustand.

Die wesentlichen Stufen der Datenerfassung zur Projektumsetzung gliedern sich in:

  • Geschichte und Chronologie
  • Bestandsaufnahme und Archivierung der Vegetation
  • Bestandsaufnahme der Artefakte
  • Projektdefinition und Grundkonzept oder Masterplanung unter Berücksichtigung der Interventionsleitlinie.

Der Masterplan enthält die wesentlichen Leitlinien des Projektes:

  • Der Erhalt aller vorhandenen Elemente des Gartens bis hin zu den letzten Veränderungen, die Stefano und sein Sohn Ugo Bardini veranlasst haben;
  • die Umwandlung in einen neuen, öffentlich zugänglichen Garten, der unter Berücksichtigung seiner Geschichtlichkeit eine neue Bedeutung einnehmen soll;
  • die Schaffung neuer attraktiver Elemente mit neuen Bereichen und neuen Anpflanzungen sowie der Erhalt der Biologischen Vielfalt durch die Einhaltung ökologischer Kriterien und durch einen rücksichtvollen Umgang mit den Ressourcen.

Hinsichtlich der Vegetation ist es das Ziel, Pflanzensammlungen wie die einstmals sehr bekannte Azaleensammlung wiederzubeleben. Doch nicht nur das; das Projekt beinhaltet z. B. auch, dass neue Sammlungen von Obstbäumen, entsprechend der toskanischen Tradition sowie Kollektionen von Kamelien, Viburnum, Hydrangea, Wisteria und Rosen verschiedenster Varietät hinzugefügt werden.

In konzeptioneller Hinsicht finden wir eine Gartenidentität mit einer Betonung der antiken Sammlungen, der Kunstobjekte verschiedener Epochen bei einer gleichzeitigen Erkennbarkeit der Gestaltungsphasen, die im Laufe der Jahrhundert dem Garten einen spezifischen Charakter verliehen haben: die barocke, die romantische und die eklektische Phase. Es kommt sozusagen darauf an, die eklektische antike Kultur von Beginn des Jahrhunderts an zu zeigen, während man sich ebenso bemüht, die anderen Phasen erkennbar zu machen, sie gleichermaßen interessant und reichhaltig gestaltet, um eine detaillierte Lesbarkeit der Vielgestaltigkeit des Ortes zu ermöglichen.

Die Leitlinien des Projektes führten zu einer nahezu integrierten Erhaltung des Englischen Gartens und seiner Kunstwerke, Skulpturengruppen, Wasserspiele und Materialien. Hinsichtlich der zentralen Barocktreppe entschied man sich für die Rekonstruktion der verloren gegangenen Architektur (wegen der Zerstörung der Ostmauer) mit einem neue Vorschlag für einen szenografischen Raum, der mit der Bepflanzung einer grünen Mauer im Osten wieder geschaffen wurde und so die prägnante Architektur entlang der Lungarno aufnimmt. Der Teil am Fuß der Treppe ist als Blumengarten mit Kollektionen von Iris und Dahlien konzipiert.

Der Obstgarten ist vollständig wiederbepflanzt, um einen typischen Obstgarten im toskanischem Stil zu erhalten und einen abgegrabenen Teil zu nutzen; im Sinne einer Wiederbelebung der Tradition von Theater und Musik im Garten wurde ein Grünes Theater in das Gelände eingefügt.

Das Projekt baut somit auf grundlegenden Erkenntnissen für eine fundierte Auswahl an Möglichkeiten des „genus loci“ und der Gartengeschichte auf, doch ging es hierbei nicht nur um die Frage der Restaurierung: Das Projekt wird neue natürliche und bauliche Elemente in den Garten einbringen. Dieses Vorgehen hat seine Berechtigung, weil der Garten nachdem er 40 Jahre lang ungenutzt war spezifische Eigenschaften verloren hat, die nun hinzugefügt werden müssen.

TEXT: Mariachiara Pozzana, Landschaftsarchitektin, Florenz, Leitung der Restaurierungsarbeiten