Geschichte der historischen Gartenanlage
Schloss Moyland wurde erstmalig 1307 als eine von Wassergräben umgebene Schanze erwähnt. Mitte des 14. Jahrhunderts entstand aus Backstein eine vierseitige Kastellanlage mit einem Bergfried, drei Ecktürmen und einem bereits um 1400 erneuerten Palas.
Schloss Moyland erlebte über die Jahrhunderte wechselnde Besitzer. 1662 kaufte der niederländische Generalmajor Alexander Freiherr von Spaen das Anwesen und wandelte Schloss und Anlage von einer mittelalterlichen Wasserburg in eine barocke Wohnanlage um. Er errichtete die beiden Vorburgflügel und das sie verbindende Torhaus an der Brücke, was heute nicht mehr vorhanden ist. Die Blätter des Klevischen Katasters von 1736 zeigen mit den formalen Beeten im Süden und Norden, dass eine barocke Umgestaltung der Anlage bis zu dem Zeitpunkt erfolgt ist.
In dieser Zeit des barocken Umbaus von Moyland war Prinz Johann Moritz von Nassau von 1647 bis zu seinem Tod 1679 Statthalter des brandenburgischen Kurfürsten in Kleve. Er initiierte erstmals die Pflanzungen von landschaftsbestimmenden und verbindenden Alleenpflanzungen von Kleve ausgehend in das nähere Umfeld hinein. In dieses Alleensystem wurde Moyland aufgrund der geografischen Nähe eng mit einbezogen. Diese, auf eine größere landschaftsgestaltende Idee hin angelegten, Alleensysteme und Sichtbeziehungen waren Vorbild für spätere Entwicklungen in Potsdam und Berlin.
1695 veräußerte Freiherr von Spaen Moyland an den Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg, der allerdings keine Veränderungen der Anlage vornahm. Er verkaufte das Anwesen 1766 an die Familie von Steengracht, in dessen Besitz es sich befand, bevor es von diesen in die Stiftung eingebracht wurde. Über die Gestaltung der Gärten Ende des 18. Jahrhunderts ist bisher nichts bekannt.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist im Zusammenhang mit der napoleonischen Besatzung und damit einhergehendem Straßenbau zwischen Kalkar und Kleve offenbar eine Erweiterung des Alleensystems erfolgt. Eine zusätzliche Straße von Kalkar parallel zur bestehenden Querallee am Schloss (heute Moyländer Allee) ermöglichte den Bau von zwei Lindenalleen, die auf die beiden südlichen Ecken der Aussengräfte stießen und somit zusammen mit der seit mindestens dem 17. Jahrhundert existierenden Schlossallee und der Kapelle am Ende ein gleichseitiges Alleen-Dreieck bildeten, ein Patte d’oie. Der südliche Schenkel, der durch Straßenbau in den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts schwer gestört war, ist derzeit wieder im Aufbau.
Ab den 1850er Jahren nahm der Kölner Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner durchgreifende historistische Veränderungen am Schloss und in einem Teil des Parkes vor. Das Gebäude wurde gotisierend umgestaltet, und der Park, namentlich die auf das Schloss zuführende Hauptachse, erhielt dreifache starke Akzente durch ein Kutschenrondell zwischen den beiden Vorburgflügeln, ein Bowling Green und einen halbkreisförmigen Schmuckplatz im Kreuzungspunkt der Hauptallee mit der Querallee. Das Rasenparterre, das Bowling Green, entspricht den zeitgenössischen Gestaltungstendenzen des „Architektonischen Gartens“ Ende des 19. Jahrhunderts. Zu diesem gesamten Bereich entlang der Hauptachse sind keine Quellen bekannt.
Der niederländische Gartenarchitekt H.A.C. (Hugo) Poortman aus De Bilt (NL, Provinz Utrecht), der um die Jahrhundertwende ein bedeutender Gestalter von Gärten und Parks auf Landgütern in den Niederlanden war und u.a. an Twickel, Middachten, Hof te Dieren, Amerongen, Zuylestein und Sonsbeek arbeitete, war auch in Moyland tätig. Poortman wurde von Baronin Steengracht beauftragt, ab etwa 1908 an den Moylander Gärten zu arbeiten. Die Baronin war direkt beteiligt. Die meisten Kontakte liefen über den Verwalter J.A. van Reekum. Die Arbeiten wurden in den Jahren 1909-1910 durchgeführt.
Poortman kam zwischen 1908 und 1910 mehrmals nach Moyland. Ein Großteil der Arbeiten wurde von Poortman bei seiner rechten Hand, dem Gartenarchitekten Samuel Voorhoeve aus Oosterbeek, in Auftrag gegeben.
Der Zweite Weltkrieg bildete aufgrund der schweren Beschädigungen an den Gebäuden und im Park eine tiefe Zäsur. Das unbewohnbare Anwesen verfiel zusehends. In den 50er Jahren verzögerte zunächst ein Brand die Aufräumarbeiten.
In den 80er Jahren des 20. Jahrhundert wurde intensiv über eine neue Nutzung des Schlosses und der Parkanlage nachgedacht mit dem Ergebnis, das Gebäude als Museum zu nutzen und die Parkanlage wiederherzustellen. Mit der Einrichtung der „Stiftung Museum Schloss Moyland“ eröffneten sich Möglichkeiten, das Schloss und den Park wiederherzustellen. Bezüglich des Parkes starteten im Juli 1995 unter der Federführung des Büros Gustav und Rose Wörner auf der Basis denkmalpflegerischer Belange, des historischen Befunds vor Ort und wenig erhalten gebliebenen Bild- und Textquellen die Restaurierungsarbeiten, die nach umfangreichen Maßnahmen im Mai 1997 beendet waren (Ausführung und Bauleitung unter Garten- und Landschaftsarchitekt J. Scheller). In der Zeit wurde das Kutschenrondell, die Holzstege und Brücken wiederhergestellt. Ziegelpflasterungen wurden freigelegt.
Der Eingangsbereich und der Schmuckplatz erhielten Tore und Uferböschungsabtrennungen. Die Gräben wurden gründlich entschlammt und entschilft. Darüber hinaus erfuhren die Bereiche hinter dem Bowling Green eine Strukturierung mit Brezelwegen, auch zur Aufstellung von Skulpturen. Durch starke Durchforstungen konnten Durchblicke innerhalb des Parks, auf das Schloss und in die freie Kulturlandschaft sowie die Gartenräume wiederhergestellt werden.