Weltweit bekannte Sammler von Geschichten und Hausmärchen
Seit dem 18. Jahrhundert versäumte kaum ein Besucher Kassels die Besichtigung des früher weit vor der Stadt gelegenen Parks von Wilhelmshöhe. Die Einwohner der Stadt führten ihren Gästen gern die Anlagen und den Herkules vor. So auch die Brüder Grimm, wie etwa den Tagebuchaufzeichnungen der Märchensammlerin Maria Anna („Jenny“) von Droste-Hülshoff aus dem Jahr 1818 zu entnehmen ist. Die ältere Schwester der bekannten Dichterin Annette von Droste-Hülshoff besuchte zusammen mit dieser und dem Vater sowie der Verwandten Caroline von Haxthausen aus Schloss Bökendorf unter der Führung von Wilhelm Grimm Wilhelmshöhe.
„Wir setzten uns ein und fuhren nach Wilhelmshöhe. Unterwegs gab ich meine Schokolade her. Als wir näher beim Schlosse kamen, machte uns Grimm darauf aufmerksam, daß man hier keine Blumen pflücken dürfe. […] Grimm zeigte uns die Gegend, wo Bökendorf läge, und gab mir ein Brombeerblatt zum Andenken an die Löwenburg. Von dem Springbrunnen holte er noch Blumen, die ich mit Caroline teilte; es war ihr aber gar nicht recht, daß er ihr nicht auch welche gegeben hatte. […] Dann fuhren wir bergauf zum Herkules. In dem Wirtshaus trank Nette Milch, und es standen Blumen vor dem Fenster. Wir schickten den Wagen zurück nach dem ersten Hause, Papa blieb auf der steinernen Bank sitzen, als wir den Neptunsteich besehen hatten. Caroline, Nette, Wilhelm und ich stiegen höher und immer höher, und Nette lief ganz oben bis in die Keule. […] weil uns aber dünkte, es würde Grimm zu schwer werden, so stiegen wir nur 200 Treppen. Ich bat ihn, bei Caroline zu bleiben; ich wollte nur ein wenig höhersteigen, als er mir aber doch folgte. Da blieben wir etwas in der Neptunsgrotte und stiegen dann herab zu Caroline, wo wir Blumen pflückten und warteten, bis Nette zurückkam. Ich ließ von Grimm Blumen pflücken zu einem Kranze, den ich mit nach Bökendorf nehmen wollte. Als wir unten waren, wurde es schon dunkel.“