Prinz Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679) verwandelte das Klever Umland in eine barocke Parklandschaft, wie sie in der Zeit des 17. Jahrhunderts kaum ihresgleichen hatte. Seine Planungen hatten großen Einfluss auf die Gartengestaltungen in ganz Europa und wurden zum Vorbild u.a. des Schlossparks Sanssouci in Potsdam.
Auch heute noch ist die Stadt Kleve von Alleen, Parks und Gartenanlagen umgeben. Gut erhalten geblieben sind im Nordwesten der Neue Tiergarten mit seinem Amphitheater sowie der lange Prinzenkanal. Das Amphitheater wird von der Statue der Göttin Minerva geprägt. Oberhalb des Amphitheaters ist das Gestaltungsmuster der Sichtschneisen noch deutlich ablesbar. Die Schneisen bündeln sich sternförmig am Stern- und Kleverberg. Von hier aus bieten sich weitere Ausblicke in Richtung Schwanenburg in Kleve und bis zum Schloss Moyland. Das System von Blickachsen und Sichtschneisen wurde damals durch den natürlichen Einbau des Klever Berges topographisch sehr abwechslungsreich in die Parkanlagen mit einbezogen.
Der Prinz-Moritz-Kanal setzt die große Achse des Amphitheaters fort und lenkt den Blick über die Rheinebene auf den Eltenberg mit der romanischen Stiftskirche Hochelten als weiteren „point de vue“. Die Spitze des Prinz-Moritz-Kanals an der Tiergartenstraße, bilden zwei quadratische von Wassergräben umgebende Inseln.
Der brandenburgische Stadthalter im Herzogtum Kleve, Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679), verwandelte die Residenzstadt Kleve und das Klever Umland in eine Parklandschaft, wie sie in der Zeit des 17. Jahrhunderts kaum ihresgleichen hatte.
Die Stadt Kleve ist heute noch von einem Muster aus Alleen, Parks und Gartenanlagen umgeben. Gut erhalten geblieben sind im Nordwesten der Stadt der Neue Tiergarten mit seinem Amphitheater und der 1.600 Meter lange Prinzenkanal.
Der Alte Tiergarten – ein Hügelzug westlich und südlich des Altrheines sowie die auf dem rechten Ufer des Altrheines gelegene Niederung – geht in seinen Grundzügen auf die einheitliche Planung durch Johann Moritz zurück. Nach seinen Plänen entstanden zwei große Parkanlagen, der Alte Tiergarten sowie der Neue Tiergarten, beide mit sternförmigen und parallel angeordneten Alleen und weiten Sichtachsen.
In unmittelbarer Nähe zur Stadt Kleve wurde ein dichtes Netz von Wegeachsen angelegt. Vom Sternberg, einer künstlichen Erhebung im Neuen Tiergarten, strahlen zwölf Alleen aus, die ferne Ortschaften, historische Bauwerke wie z.B. den Eltenberg, St. Adelsgundis in Emmerich, Schloss Moyland, den Wallfahrtsort Kranenburg, Nimwegen und Arnheim sowie andere Orte als „points de vue“ in ein weiträumiges Planungsgefüge mit einbeziehen. In der Stadt Kleve ließ Johann Moritz unmittelbar am Prinzenhof einen Lustgarten gestalten und als künstlerische Höhepunkte des Neuen Tiergartens ein Amphitheater am Hang des Springenbergs anlegen sowie einen Kanal, den Prinz-Moritz-Kanal.
Die Mulde eines ehemaligen Steinbruches mit natürlichen eisenhaltigen Mineralquellen bot unterhalb des Berges die natürliche Voraussetzung zur Anlage des Neuen Tiergartens – eines Terrassengartens in der Art eines antiken Theaters mit Wasserkünsten.
Der Prinz-Moritz-Kanal setzt die große Achse des Amphitheaters fort und lenkt den Blick über die Rheinebene auf den Eltenberg mit der romanischen Stiftskirche Hochelten als weiterem, zentralen „point de vue“. Ursprünglichen Plänen nach sollte der Kanal das Amphitheater mit dem alten Flussbett des Rheins verbinden, doch wurde um 1660 nur ein rund 600 m langes Stück verwirklicht. Es genügte jedoch, um die Rheinebene und den Eltenberg optisch überzeugend in den künstlerischen „Parkraum Amphitheater“ einzubinden.
Die Ausstattung des Amphitheaters wird von terrassenförmig angelegten Weihern, einem Monopteros sowie der Statue der Göttin Minerva geprägt. Die Spitze des Prinz-Moritz-Kanals wurde an der Tiergartenstraße mit zwei von Wassergräben umgebenen Inseln gestaltet.
Oberhalb des Amphitheaters ist das Gestaltungsmuster der einst in den Wald geschlagenen Sichtschneisen teilweise zugewachsen, dennoch weiterhin deutlich ablesbar. Diese Schneisen bündeln sich sternförmig am Stern- und Kleverberg. Von hier aus bieten sich dem Besucher weitere Blicke in Richtung Schwanenburg in Kleve und an sonnigen klaren Tagen bis zur niederrheinischen Schlossanlage Moyland. Das System der in den Wald geschlagenen Schneisen südlich der Tiergartenstraße wird nördlich in die Ebene hinein durch ein weiteres Muster von geometrisch angeordneten Alleen übertragen. Diese Anordnung von Blickachsen wurde durch den natürlichen Einbau des Klever Berges bereichert, der topografisch sehr abwechslungsreich in die Parkanlagen einbezogen ist.
Von seinem auf der Anhöhe gelegenen Sitz im Amphitheater konnte der damalige Statthalter den Blick auf die Weite der Niederrheinlandschaft und den Prinz-Moritz-Kanal genießen. Die Parkanlagen standen aber auch jedem Bürgern offen und gelten somit als erstes öffentliches Grün in Deutschland.
Die sehr verschiedenartigen Parkschöpfungen sind in den folgenden Jahrhunderten teilweise verändert, einige auch im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. Zuvor erlitten die Gartenanlagen in den Napoleonischen Kriegen starke Verwüstungen. Jedoch prägen die weiterhin gut erhaltenen Gartenanlagen, insbesondere das mehrfach gestaltete Achsensystem, das Klever Umland bis heute. Sie repräsentieren in Deutschland ein eigenständiges Werk der Landschaftsarchitektur.
Im Jahr 1821, zur preußischen Zeit, erfolgte eine Planänderung von größerer Tragweite. Der im Rheinland bedeutende Düsseldorfer Gartenarchitekt Maximilian Friedrich Weyhe legte in dieser Zeit einen Plan vor, nach dem die Anlage im Stile eines englischen Landschaftsgartens wiederhergestellt werden sollte. Weyhe favorisierte anstelle des früheren streng axialen Aufbaus eine asymmetrische, in weicheren Formen verlaufende Geländemodellierung und eine entsprechende Formveränderung der Teiche. Trotzdem blieben wesentliche Elemente der barocken Konzeption erhalten.
Die jüngsten Maßnahmen zur Erhaltung und Rekonstruktion gehen in erster Linie von der Bewahrung der ursprünglichen Strukturen aus, berücksichtigen jedoch auch die Gestaltungselemente des 19. Jahrhunderts. Die Teichanlagen erhielten ihre ursprüngliche Form zurück. Oberhalb der beiden unteren Becken wurden die früheren Kaskaden, Abstützungen und Wände aus Findlingen wiederhergestellt. Neu gestaltet sind die beiden Inseln im rechteckig geformten Teich am Beginn des Prinz-Moritz-Kanals mit ihren vereinfachten, durch Buchsbaumhecken gegliederte Rasenparterres. Der gesamte Parkbereich bildet einen unverzichtbaren Bestandteil der weitläufigen historischen Klever Parkanlagen.
Adresse:
Klever Gartenland
Tiergartenstraße
47533 Kleve, Kreis Kleve, NRW
Website: www.kleve.de
Eigentümer:
Stadt Kleve
Öffnungszeiten:
Die Anlage ist ganzjährig zugänglich
Preise:
Eintritt frei
Kulturprogramm und Ausstellungen:
Führungen Stadtmarketing: www.stadt-kleve.de
Touristische Informationen:
- Restaurant/Cafe: In der Nähe
- WC: Am Tierpark
- Parken: In der Nähe
- Museum: Museum Kurhaus Kleve www.museumkurhaus.de
- Bänke im Park: ja
- Durchschnittliche Aufenthaltsdauer: 1-3 Stunden
- Barrierefreier Zugang: Die Hauptwege sind für Menschen mit Gehbehinderungen zugänglich
- Beschilderung im Park und an den Pflanzen: nein
Übersichtskarte und weitere Informationen im Park:
nein