Orientiert an den Gartentheorien des Fürsten Pückler-Muskau legt Joseph Bruno Graf von Mengersen ab 1838 einen rd. 70 ha großen ‚klassischen‘ Landschaftsgarten an. Er verzichtet auf fremdländische Gehölze, stattdessen sollen unterschiedliche Laub- und Nadelgehölze den Park in verschiedenen Grüntönen ‚malen‘.
Den gleichen Zwecken dienen Wege und Aussichten, die den Besucher zu gestalterischen Höhepunkten führen. Hierzu gehört der sog. Pückler-Schlag, eine Sichtachse, die vom Schloss zum gegenüber liegenden Sieseberg verläuft. Vom Berg aus ergibt sich ein malerischer Blick über das Flusstal und das Dorf mit der Katharinenkirche. Diese Kirche aus dem Jahre 1718 gilt als ein Frühwerk des berühmten westfälischen Barockbaumeisters Schlaun und befindet sich in der Nähe der Katharinenbrücke. Ursprüngliche Elemente des Landschaftsparks sind die romantische Steinbrücke mit der künstlichen Quelle und die Teichinsel mit der Madonnenstatue.
Bruno von Mengersen hat die natürlichen Gegebenheiten der Landschaft so geschickt genutzt, dass der Park noch heute wie ein romantisches Landschaftsgemälde wirkt.
Als die Ritter von Brakel, die im Flusstal der Nethe ausgedehnte Ländereien besitzen, 1384 aussterben, fällt Rheder an den bischöflichen Landesherrn in Paderborn, der es den von Mengersen zum Lehen gibt. 1686 wird ihnen außerdem das Privileg erteilt, „Bier zu browen und auszuschenken“, das seitdem in der familieneigenen Dampfbrauerei hergestellt wird. Auf der Südseite des Weges zur Nethe kann man noch die Umrisse der ehemaligen Eisteiche entdecken, die früher das Eis für den Bierlagerkeller lieferten.
Burchardus Bruno Freiherr von Mengersen beauftragt im Jahre 1716 die bekannten westfälischen Baumeister von Corfey und Pictorius sowie den jungen Johann Conrad Schlaun eine Vorburg mit Wassergraben zu errichten. Der barockgelbe Baukörper beeindruckt heute noch durch seine Länge und die seitlichen Achteckpavillons.
Im Jahre 1750 lassen Franz Joseph Freiherr von Mengersen und seine Frau ein schlichtes zweigeschossiges Herrenhaus mit rosafarbenem Anstrich erbauen. In dieser Spätzeit barocker Gartenkultur schaffen sie außerdem einen ersten Landschaftspark. Als kunstsinniger Mann unternimmt ihr Enkelsohn Joseph Bruno Graf von Mengersen (1804 – 1873) viele Reisen. Hierdurch inspiriert wandelt er den Park ab 1838 in einen ‚klassischen‘ Landschaftsgarten um und erweitert ihn auf rund 70 Hektar. Orientiert an den ihm bekannten Gartentheorien Pückler-Muskaus verzichtet er auf fremdländische Gehölze. Durch die Pflanzung verschiedener Laub- und Nadelgehölze ‚malt‘ er den Park in verschiedenen Grüntönen. In gleicher Weise legt er geschwungene Wege an, die zu schönen Aussichten und gestalterischen Höhepunkten führen. Der sog. Pückler-Schlag, eine Sichtachse, die sich über den Hang des Siesebergs erstreckt, ermöglicht noch heute einen herrlichen Blick auf das Schloss und die umgebende Landschaft.
Mit Joseph Bruno stirbt die Familie von Mengersen zu Rheder 1873 im Mannesstamme aus. Der Besitz gelangt durch Erbfolge an die freiherrliche Familie Spiegel von und zu Peckelsheim.
Der seit 1949 unter Naturschutz stehende, mittlerweile verkleinerte Park hat seinen weiträumigen, wie ‚gemalt‘ erscheinenden Charakter bis heute erhalten. Links und rechts der Wege tauchen noch vor dem Laubaustrieb bunte Frühlingsblüher wie Bärlauch, Buschwindröschen und Lerchensporn den Waldboden in ein wahres Blütenmeer.
Aus der Zeit Joseph Bruno Graf von Mengersens stammt die romantische Steinbrücke, an der scheinbar eine Quelle entspringt. Tatsächlich wird sie aber unterirdisch von Nethewasser gespeist und versorgt den von den Gänsen bewohnten Teich mit der Madonnenstatue.
Auf dem Rundweg durch die Netheaue spürt man, wie geschickt Graf Bruno die natürlichen Gegebenheiten der Landschaft für die Gestaltung seines Parks genutzt hat. Mit den grasenden Schafen wirkt der Park noch heute wie ein romantisches Landschaftsgemälde.
Am Ende des Rundwegs gelangt man zur Katharinen-Brücke, die ganz in der Nähe der Katharinenkirche aus dem Jahre 1718 liegt, einem Frühwerk des berühmten westfälischen Barockbaumeisters Schlaun.
Rauminszenierungen
Wie ein romantisches Landschaftsgemälde mutet das idyllische Ensemble von Herrenhaus, Brauereigebäude, Landschaftspark mit Aue und Gehölzen in Hanglage an. Der Park ist noch heute geprägt von eindrucksvoller Unberührtheit, die auch die 2003 hier ausgeführte Arbeit der amerikanischen Künstlerin Jenny Holzer harmonisch aufnimmt. Dabei sind die in mehr als dreißig teilweise verrottende Baumstämme eingearbeiteten Texte von Holzer und Henry Cole alles andere als behaglich und sacht. Sie appellieren an unser Verständnis von Moral und sind entlang der Wege und im Unterholz zu finden.
Am 6. September 2003 gab es eine zusätzliche Lichtprojektion in die attraktive Sichtachse des Parks, den sog. Pückler-Schlag. Kunst und Natur erschienen dabei als perfekte Symbiose.
Wege durch das Land
Von Gelb zu Rosa zu Grün: Hinter der langgestreckten Vorburg, von Johann Conrad Schlaun 1727 erbaut, liegt Schloß Rheder. Vom reichgeschmückten, achteckigen Rokokosaal geht der Blick hinaus in das weite Wiesental der Nethe und auf den bewaldeten Sieseberg.
„Die Natur hat durch die Gruppierung des Thales und der Höhen, und ganz besonders durch den Reichtum prachtvoller Waldvegetation, durch diese mächtigen alten Eichen und Buchen mit weithin sich streckendem Gezweig dem Schöpfer des Parks viel entgegengebracht“, schreiben Levin Schücking und Ferdinand Freiligrath 1872 in „Das malerische und romantische Westfalen“, „aber man muß einräumen, dass nur ein seltener Geschmack und ein sinniges, echt poetisches Verständnis landschaftlicher Schönheit diese Baumgruppen so ordnen, diese anmuthigen Pfade durch Wald und Rasenflächen so ziehen, diese ganze Blumen- und Laubwelt so gestalten konnte.“ Der künstlerische Geist von Josef Bruno Graf von Mengersen und seiner Frau Charlotte, die die Räume des Schlosses mit versierten Wandmalereien ausstattete, ist bis heute auf Rheder geblieben. Graf von Mengersen war Hofmarschall der Ehefrau von König Jerome Bonaparte und lernte als junger Adliger auf seinen Reisen nach Italien, Frankreich, in die Schweiz und nach Ungarn bedeutende Gärten und Parks kennen.
Über Landschaften liegen Erinnerungen an ihre Geschichte. Lyrik und Musik voller Landlust repräsentieren in ihrer Sinnenhaftigkeit und Zuflucht in die Pastorale die Rokokoseite des Barock, das andere Gesicht jener Zeit zeigt Schwermut und Tod als Vergänglichkeitsfeier. Über Werden und Vergehen in der Natur, die Kreisläufe von Kommen und Gehen, in die der Mensch eingebunden ist, lasen und sprachen Christian Brückner, Claudia Mischke, Michael Altmann, Yoko Tawada und Durs Grünbein. Die Liebe zur Schönheit der Natur und der Schrecken vor ihrer Wirklichkeit werden beide bedichtet. Die innere und die äußere Natur mit ihrer Sanftheit, Gewaltigkeit, mit ihren Extremen spiegelt sich in der Musik wider.
Landschaftspark Rheder
Nethetalstrasse 10
33034 Rheder (Kreis Höxter, NRW)
Tel: 05272 / 39 230
Fax: 05272 / 39 2320
E-Mail: info@schlossbrauerei-rheder.de
Website: www.schlossbrauerei-rheder.de
Eigentümer:
Baronin Gabriele Frfr. v. Spiegel und Sohn Ferdinand
Öffnungszeiten:
Der Park ist ganzjährig geöffnet
Preise:
Kostenloser Zutritt in den Park
Kulturprogramm und Ausstellungen:
Aktuelle Informationen zum Kulturprogramm finden Sie auf der Website www.schlossbrauerei-rheder.de
Touristische Informationen:
Husarenmuseum: April – Oktober täglich geöffnet von 11 –17 Uhr und samstags von 14 – 17 Uhr, außer Montags
Café: Schlosscafé in der Orangerie, Geöffnet Mai – September, sonntags von 14 – 17 Uhr sowie im Rahmen der Veranstaltungen. Der barocke Gartensaal des Schlosses kann als Trauzimmer gemietet werden. Außerdem die Kapelle für kirchliche Hochzeiten und die Orangerie für die Hochzeitsfeier.
WC: im Schlosscafe sowie im Rahmen der Veranstaltungen
Parken: Parkstreifen an der B 252 sowie südlich der Anlage
Übersichtskarte und weitere Informationen über den Park: Übersichtstafel an der Katharinenbrücke (nördlich der Anlage) sowie Informationen zur „Rauminszenierung“ von Jenny Holzer im Park.
Bänke im Park: vorhanden
Behindertengerechter Zugang: Aufgrund der Lage des Parks ist ein Rundgang durch den Park für Menschen mit Gehbehinderungen nur im ebenen Bereich möglich.
Programm für Kinder: Im Rahmen des Brauerei-Hoffestes.
Anfahrt:
PKW: BAB A 33, Abfahrt Paderborn-Zentrum, über die B 64 in Richtung Höxter / Brakel, dann auf der B 252 nach Süden bis Rheder.
Oder: BAB A 44, Abfahrt Warburg über die B 252 in Richtung Brakel bis Rheder
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