Auf ihrer Website erklären Latz + Partner, die für die Gestaltung von Parco Dora verantwortlich sind, ihr Verständnis der postindustriellen Landschaften so perfekt, dass ich das gerne zitieren möchte: „Unsere neuen Konzeptionen sind darauf angewiesen, zusammen mit dem Akzeptierten und dem Störenden, zusammen mit dem Harmonischen und mit den Brüchen, Landschaft zu entwerfen, also eine Metamorphose der Landschaft ohne Zerstörung des Vorhandenen, ein archetypischer Dialog des Gezähmten mit dem Wilden. Es müssen nicht für bestimmte Nutzungen spezielle Objekte gebaut werden, die Phantasie ermöglicht es, die vorhandenen neu zu interpretieren und neu zu nutzen. Artefakte können entstehen, die in devastierten Situationen natürliche Prozesse zum Ziel haben, Vorgänge, die nach ökologischen Regeln ablaufen, die durch technologische Prozesse initiiert und erhalten werden. Es ist die Idee, Zeit sichtbar zu machen’.“
Im Ruhrgebiet sind wir oft der Meinung, dass unsere postindustriellen Landschaften einzigartig sind, wie etwa der Landschaftspark Duisburg-Nord. Aber wir müssen anerkennen, dass er “nur” einer der ersten Parks dieser Art ist. Auch dieser Park wurde von Latz + Partner entwickelt. Es ist gut zu sehen, dass Latz + Partner mittlerweile in vielen Ländern ehemalige Industriestandorte sehr erfolgreich in einzigartige Landschaften verwandelt haben.
Parco Dora umfasst fünf verschiedene Bereiche, deren Ästhetik und funktionale Unterschiede auf der Qualität der Reste der Industrie gründen. So gibt es einen “großen, baumgesäumten Platz” entlang des Flusses, andere Sektionen mit Rasen, bewaldeten Gebieten, Bereiche für das Spiel, Blumenbeete und einen Wassergarten mit tiefen Becken und Wasserkanälen. Ein zentraler Bereich wird durch die Reste der imposanten Struktur und des Daches einer ehemaligen Werfthalle bestimmt, deren hohe Stahlträger heute rot lackiert sind.
Parco Dora in Turin wurde von zwei Jurymitgliedern nominiert – und dabei nicht von unserem italienischen Mitglied. Sie alle kennen Duisburg-Nord und konnten die Tradition, aber auch die Evolution im Konzept von Duisburg nach Turin entdecken. Ist es richtig, wenn man im Parco Dora mehr italienischen Stil, Freundlichkeit und Offenheit sieht als im groben und grauen Duisburg Nord? Und Parco Dora scheint ein perfekter Ort zu sein, der von den Einwohnern intensiv genutzt wird und dabei mehrere Bereiche im Stadtgebiet verbindet, während Duisburg Nord eher eine isolierte Lage aufweist, aber Enthusiasten aus dem In- und Ausland anzieht? Aber es gibt keine Notwendigkeit, ein Ranking zu machen: beide Parks sind einen Besuch wert. Parco Dora hat es sich verdient, heute zumindest einen 2. Preis zu erhalten.
Webseite: Latz + Partner
(Text: Christian Grüßen; Foto: Ornella Orlandini)