Klever Gartenlandschaft
Im Gegensatz zu den in der Tradition von Versailles stehenden Residenzgärten des Absolutismus mit dem Schloss als dominierendem Zentrum und Endpunkt eines geometrisch bestimmten Achsensystems aus Gartenparterre und Alleen, liegt die außerordentliche Bedeutung der Klever Parkanlagen in dem für ihre Entstehungszeit völlig neuen, einzigartigen Gedanken Johann Moritz von Nassaus, gerade in Abkehr von der bauwerksbezogenen, an repräsentativer aristokratischer Selbstdarstellung orientierten Gartenanlage und der Schaffung vereinzelter, in sich geschlossener und gegenüber ihrem Umraum abgegrenzter Gärten und Parks, die bewußte Einbeziehung der umgebenden Landschaft mit ihren topographischen Gegebenheiten zum Hauptthema des Gesamtkonzeptes zu machen.
Unmittelbare Vorbilder für diese Idee einer umfassenden landschaftsformenden Gestaltung haben sich auch im Rahmen der weitreichenden wissenschaftlichen Untersuchungen nicht aufzeigen lassen, belegbar sind jedoch Anregungen insbesondere aus dem niederländischen Raum, vor allem hinsichtlich der gliedernden Gestaltung von Landschaft durch Kanäle, die von Alleen begleitetet werden.
Gesichert ist auch der Einfluß italienischer Villen- und Gartenkonzeptionen (Villa d ´Este/Tivoli, die Villen Aldobrandini und Mondragone in Frascati), insbesondere auf die Anlage des Klever Amphitheater bzw. eine in Holland aufgrund der topographischen Verhältnisse gerade dort nicht gegebene Ausnutzung einer natürlichen Hügellandschaft zur Kulissenbildung und Effektsteigerung.
In den Parkanlagen des Johann Moritz von Nassau wurden somit bereits ab der Mitte des 17. Jahrhunderts, an den Vorstellungen der „Landesverschönerung“ orientierte und in ihrer konsequenten Umsetzung völlig neuartige Tendenzen vorweggenommen, die für die Gartenplanung erst Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts verbindlich werden sollten.
Insofern kommt den Klever Parkanlagen eine einzigartige, richtungsweisende Bedeutung zu, die dieses in den wesentlichen Strukturen noch heute anschauliche Ensemble insbesondere im Amphitheaterbereich aus der allgemein typischen Gartenbaukunst dieser Zeit heraushebt.
Die hier angelegten Tendenzen fanden eine Fortsetzung u.a. bei der Neugestaltung des Lustgartens und der Straße unter den Linden sowie des Großen Sterns in Berlin, in Potsdam oder in den Schlossparks zu Schwedt und Oranienbaum bis hin zu der dem Klever Amphitheater verwandten Konzeption des Neuen Schlosses der Eremitage in Bayreuth.
Zugleich besitzen von allem die unter von Buggenhagen und Weyhe entstandenen Bereiche der Klever Parkanlagen eine zusätzliche gartenbaugeschichtliche Qualität und vermögen im Neben- und Miteinander mit den Parkelementen Johann Moritz von Nassaus historische Entwicklungszüge der Gartenbaukunst erlebbar werden zu lassen.
Text zusammengestellt aus den Quellen:
Landschaftsverband Rheinland, Rheinisches Amt für Denkmalpflege (1993): Antrag zur Förderung eines Pilotvorhabens zur Erhaltung der europäischen Baudenkmäler 1993. Förderantrag der Stadt Kleve vom 27.01.1993 für den Klever Tiergarten. Unveröffentlichtes Dokument.
Rümler, Roland (2003): Die Gärten in Kleve. In: Landschaftsverband Rheinland, Hrsg.: Gartenkultur im Rheinland. Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 60. S. 108 ff. Petersberg.
Schildt, Helmut (1987): Maximilian Friedrich Weyhe und seine Parkanlagen. Düsseldorf
Weiterführende Literatur:
Brönnle, Stefan (2001): Der Paradiesgarten. Gärten der Kraft planen und gestalten. Aarau.
Wesenberg, Rudolf; Verbeek, Albert (Hrsg.); Hilger, Hans Peter (1967): Die Denkmäler des Rheinlandes. Kreis Kleve, Bd. 4. Düsseldorf.
Ergänzende Informationen:
Stadt Kleve – Stadtportrait – Berühmte Klever – Johann-Moritz von Nassau – Lebensdaten – Fotogalerie – Gartenanlagen
Johann Moritz Gesellschaft e.V
Gesellschaft Niederrheinische Skulpturen-Achse Hoch Elten e.V.