Hilmar von Münchhausen (1512 -1573) kaufte im Jahre 1567 in der Bauerschaft Wendlinghausen den „Schäferhof“ und begründete ein Rittergut. Er war verheiratet mit Lucia von Reden und lebte auf seinem Weserrenaissanceschloss Schwöbber bei Aerzen. Er hatte es als Obrist und erfolgreicher Söldnerführer mit eigenen Regimentern zu Reichtum gebracht.

Aber erst sein gleichnamiger Enkel Hilmar d.J. ließ zwischen 1613 und 1616 das heutige Schloss für seinen Sohn Heinrich Hilmar (1586 – 1635) erbauen. Ein ähnliches Schloss errichtete er für seine Tochter in Haddenhausen bei Minden. Die Münchhausens nutzten Wendlinghausen größtenteils als Sommerwohnsitz.

1731 erwarb die heute noch hier ansässige Familie von Reden Schloss und Gut. Das Schloss war wie fast alle vergleichbaren Bauten der Weserrenaissance aus Obernkirchener Sandstein errichtet .Dieser gehörte damals zu den wichtigsten Handelsprodukten, die über die Weser verschifft wurden. Er wurde in den Bergen zwischen Stadthagen und Rinteln gebrochen. Wegen seiner Härte, hohen Wetterbeständigkeit und feinen Korns wurde er in fast allen europäischen Ländern und sogar in Übersee als Baumaterial verwendet: Dänische Schlösser sind ebenso aus Obernkirchener Sandstein errichtet worden wie die Kathedrale im amerikanischen Baltimore.

Auch die violettroten handgehauenen Sandsteinplatten aus dem Solling, mit denen das steile Dach eingedeckt ist, wurden häufig über die Weser transportiert. Diese über Jahrhunderte gebräuchlichen Platten sind als ein wesentliches Element der Weserrenaissance anzusehen, werden leider aber immer seltener. Die schwere Steineindeckung setzt einen enormen Dachstuhl voraus, der in Wendlinghausen seit der Bauzeit unverändert erhalten geblieben ist und anlässlich der Schlossfeste meist besichtigt werden kann. Typisch auch der graue Kalkputz an den Außenwänden.

Besonders reizvoll ist die malerische Ostfront des Schlosses mit der breiten Gräfte und den dekorativen „Heimlichkeiten“ (fünf Toilettenerker). Als eine wesentliche hygienische Errungenschaft jener Zeit entsorgten die adligen Schlossbewohner ihr „Geschäft“ ganz einfach in die Gräfte.

1835 lässt Ernst von Reden den Graben vor dem Schloss mit der baufälligen Brücke über den Schlossgraben zuschütten, den Haupteingang verlegen und versieht ihn mit einer repräsentativen Sandsteintreppe.

Die Abgrenzung der „Weserrenaissance“ gegenüber sonstigen Renaissancebauten lässt sich am ehesten an der Verwendung bestimmter Gestaltmerkmale festmachen. So übernimmt die Weserrenaissance von italienischen und französischen Bautypen den regelmäßigen Grundriss (Vierflügelanlage) und den Wendeltreppenturm zwischen den Flügeln, ferner die venezianischen Halbkreiszinnen, die sog. „welschen Giebel“. Die Fassaden sind im allgemeinen reich geschmückt. Die späte Weserrenaissance wird zunehmend durch den Einfluss des niederländischen Manierismus (Roll- und Beschlagwerk der Ziergiebel) bestimmt. Dies alles kann auch in der Nähe auf Schloss Brake in Lemgo, welches seit 1989 ein Weserrenaissance-Museum beherbergt, nachvollzogen werden.