Der Sommergarten geht auf das Jahr 1704 zurück. Peter I. (1672 – 1725) wünschte sich für seine Sommerresidenz einen Garten, der es in seiner Schönheit mit den berühmten Gärten anderer europäischer Herrscher aufnehmen konnte. So entstand Russlands erster kaiserlicher Garten im europäischen Stil.
In seiner Blütezeit Mitte des 18. Jh. erstrahlte die Anlage mit glanzvollen Palastgebäuden und Marmorstatuen sowie den Errungenschaften der Landschaftsgestaltung und Ingenieurkunst. Wechselnde Modestile und verheerende Überschwemmungen führten zu drastischen Veränderungen seines Erscheinungsbildes. Bis zum 19. Jh. waren die Springbrunnen und fast alle Gebäude verschwunden. Die wegbegleitenden Hecken erfuhren keinen Rückschnitt mehr, und der Garten wandelte sich zu einem Ort für schattige Spaziergänge. Auch während des Zweiten Weltkriegs musste der Garten leiden. Doch das ursprüngliche Konzept blieb trotz aller Veränderungen erhalten.
Im Zuge der Restaurierung von 2009 bis 2012 wurden viele Elemente aus der Zeit Peters I. wiederhergestellt. Heute ist der Sommergarten wieder ein integraler Bestandteil des herrlichen Gesamtensembles von St. Petersburg – ein Kulturschatz Russlands und Weltkulturerbe. Gegenwärtig ist der Sommergarten ein Teil des Russischen Museumskomplexes.
Der Sommergarten ist der älteste Garten von St. Petersburg. Die Sommerresidenz von Peter dem Großen (1672 – 1725) in der neuen russischen Hauptstadt entstand 1704 an der Stelle des früheren schwedischen Hauses, wo der Fontanka-Kanal von der Newa abzweigt.
Der Zar selbst entwarf das ursprüngliche Gartenkonzept. Drei Hauptwege führten von der Newa ins Zentrum des Gartens, während die anderen kreuzenden Wege ein rechtwinkliges Netz bildeten. Der Palast lag am Wasser in der Nordostecke des Gartens.
Die italienischen Marmorskulpturen aus der ursprünglichen Sammlung Peters des Großen erhielten ihren Platz im direkt an der Newa gelegenen Gartenbereich, der als “Erster Sommergarten” bekannt ist.
Im zentralen Teil des Ersten Sommergartens befanden sich vier Boskette: Die „Kreuzgalerie“ – das Symbol der Staatlichkeit in Form des Andreaskreuzes, der „Menagerie-Teich“ mit einem Pavillon – ein Ort der ruhigen Kontemplation, der „Vogelgarten“ mit Freifluggehegen und einem Vogelpavillon, sowie das „Französische Parterre“. Entlang des Schwanenkanals wurde das Große Parterre angelegt.
Der südliche Teil des Gartens besaß einen Küchengarten, Treibhäuser, Obstbäumen und einen Teich. Hier gab es ein Labyrinth mit zahlreichen Wegen, die mit geschnittenen Hecken umgeben waren. Den Springbrunnen verzierten Figuren aus Aesops Fabelwelt.
Peter I., der eine große Vorliebe für Wasserspiele hatte, ließ verschiedene Springbrunnen im Sommergarten anlegen. Sie entstanden entlang der zentralen Allee im Bereich der Bosketten, in den „Grünen Zimmern“ (Green Studies) und im Zentrum des Karpfenteichs.
Im 18. Jh. existierten seitlich des Sommerpalastes weitere Bauten im Garten: Galerien entlang der Newa, die Grotte, Orangerien, Versorgungs- und Verwaltungsgebäude.
Leider verwüstete 1777 eine verheerende Überschwemmung die Anlage. Die meisten Gebäude und Springbrunnen fielen ihr zum Opfer.
Die zweite Hälfte des 18. Jh. war nicht nur durch Verluste, sondern auch durch wesentliche Weiterentwicklungen geprägt. Die weiträumige Gestaltung des Newa-Ufers kam zur Vollendung und man trennte den Gartenbereich mit einer eleganten Zaunanlage von der Straße. Sie ist ein Meisterstück der Baukunst mit weltbekanntem Ruhm. Hier verbindet sich auf wunderbare Weise imposante Monumentalität mit Leichtigkeit, Einfachheit und Anmut. Die eindrucksvolle 230 Meter lange Anlage, die auf 36 mächtigen Granitpfeilern ruht, stellt heute nicht nur Hauptblickfang des Sommergartens, sondern auch eine der Hauptattraktionen von St. Petersburg dar.
Im Jahre 1824 trat die Newa erneut über die Ufer und überflutete den Garten. Die Restaurierung dauerte ungefähr drei Jahre. Zwar bewahrte man den ursprünglichen Grundriss, allerdings rekonstruierte der Architekt Carlo Rossi 1826 die „alte Grotte“ und machte sie zum Kaffeehaus-Pavillon. Zur selben Zeit entstanden neue, von Ludwig Charlemagne-Baudet entworfene Elemente: der hölzerne Teehaus-Pavillon und die eiserne Zaunanlage im Südteil des Gartens. 1839 bekam eine Porphyrvase – ein Geschenk des schwedischen Königs – ihren Platz am Südeingang.
1855 setzte man Iwan Krylow, dem bekanntesten Fabeldichter Russlands, ein Bronzedenkmal im ehemaligen Französischen Boskett. Der Sockel der Statue zeigt verschiedene Figuren aus seinen Fabeln.
Im 19. Jh. war der Sommergarten eine beliebte Flaniermeile für die Stadtbewohner.
1934 erhielt der Sommergarten mit seiner Marmorskulpturensammlung und dem Sommerpalast Peters des Großen den Status eines Museums.
Im 20. Jh. kam es zur Auflage mehrerer Restaurierungsprojekte, von denen jedoch keines umgesetzt wurde. Die Integration des Sommergartens als Teil des Russischen Museums 2004 brachte eine Wiederaufnahme des Restaurierungsprogramms mit sich. Im Laufe der dreijährigen Restaurierungsphase hielt man am ursprünglichen Grundriss Peters des Großen fest; vier Boskette wurden wieder angelegt, ebenso wie die kleine Orangerie, der Rote Garten, acht Springbrunnen und hohe Rankgitter als Hintergrund der Marmorskulpturen.
Der Sommergarten ist bekannt für Russlands erste weltliche Skulpturensammlung. Peter der Große ließ ihn zur Bildung seiner Bediensteten anlegen. Die meisten Skulpturen stammen von Bildhauern aus Venedig aus dem späten 17. bis zum frühen 18. Jh. Um 1739 gab es hier über 200 Skulpturen von denen bis 2009 nur noch 92 übrig waren. Fast 300 Jahre lang befanden sich die Skulpturen unter freiem Himmel. Im frühen 21. Jh. war der Verfall des Marmors unaufhaltsam geworden, so dass man im Zuge der Restaurierungsarbeiten entschied, die ursprünglichen Marmorskulpturen durch Kopien zu ersetzen. Die originalgetreu restaurierten Skulpturen sind heute im Michaels-Schloss des Russischen Museums ausgestellt.
Sommergarten Sankt Petersburg
Kutuzov Embankment 2
191186 St- Petersburg
Russland
Der Park liegt auf einer Insel zwischen den Flüssen Newa und Fontanka und dem Schwanenkanal.
igardensrm@gmail.com
www.rusmuseum.ru; www.igardens.ru
Eigentümer: Staatliches Russisches Museum
Eintrittspreis: Eintritt frei
Öffnungszeiten:
Sommersaison von Mai bis September: täglich, außer Dienstag, von 10.00 bis 22.00 Uhr Wintersaison von Oktober bis März: täglich, außer Dienstag, von 10.00 bis 20.00 Uhr Im April bleibt der Park geschlossen.
Führungen nur in russischer Sprache: Mai bis September: Tel.: +7(812)3140374
Botanische Exkursionen zum Roten Garten,
von Juni bis September, Montag, Mittwoch und Donnerstag, um 12.00 Uhr und 15.00 Uhr;
Sonntag 14.00 und 16.00 Uhr
Kulturprogramm und Ausstellungen: www.igardens.ru
Touristische Informationen:
Shop: Im Teehaus
Museen: Sommerpalast von Peter dem Großen (z.Z. wegen Renovierung bis 2017 geschlossen)
Museum für Archäologie im Taubenhaus-Pavillon
Restaurant/Cafe: Im Kaffeehaus, im Teehaus und im Gewächshaus. Nur im Sommer geöffnet.
WC: Im Wirtschaftshof und in der Nähe der Cafes
Parken: Es stehen keine Parkplätze zur Verfügung.
Weitere Informationen über den Park:
Übersichtsplan/Gartenplan: Summer Garden map (PDF)
Beschilderung an den Pflanzen: Im Roten Garten
Bänke im Park: ja
Barrierefreier Zugang: Die Hauptwege sind für Besucher mit eingeschränkter Mobilität zugänglich.
Programm für Kinder: ja