Die Reformbewegung in der Architektur um 1900 ließ auch die Gestaltung von Gärten nicht unberücksichtigt. Künstler, Architekten und Kunsttheoretiker, die eine ganzheitliche Lebensphilosophie entwickelten, bezogen auch die Gartenkunst in ihre Entwürfe mit ein. Sie brachen zunächst mit der gängigen, aus der Tradition des Landschaftsparks abgeleiteten Praxis, selbst in kleinsten Anlagen die Natur nachzuzeichnen und zu idealisieren.

Dieser überlebten Gestaltung setzten sie den architektonisch strukturierten Garten als neues Leitbild entgegen. Dies diente seit etwa 1900 den verschiedenen reformerischen Richtungen als Orientierung.

Gartenkunst wurde in diesem Zusammenhang als Raumkunst begriffen. Es waren die Architekten und Künstler, die hier Akzente setzten: Hermann Muthesius (1861–1927), Paul Schulte-Naumburg (1869-1949), Joseph Maria Olbrich (1867-1908), Peter Behrens (1868-1940), Max Läuger (1864-1952), Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) und Henry van der Velde (1863-1957) schufen in den Jahren vor und nach dem Ersten Weltkrieg beispielgebende Gartenanlagen.

Die Reform- und Architektengärten folgen diesem gliedernden Prinzip: Geometrisch geordnete Flächen, axiale Kies- und Treppenanlagen, berankte Pergolen oder Laubengänge trugen zur raumhaften Gestaltung bei. Der freigelassene Raum spielte nun eine größere Rolle.

Der Umgang mit der Natur zeigte sich darin, dass Pflanzen wie Rosenhochstämme und Glyzinien, begrünte Spaliere oder Kübelpflanzen mit Formschnitt den formal-ästhetischen Vorstellungen der Reform- und Architektengärten angepasst waren. Dies gilt ebenso für die künstlerisch gestalteten Einfriedungen, Brunnenanlagen oder Parkbänke.

Der neue, reformorientierte architektonische Gartenstil sollte an die künstlerischen Traditionen anknüpfen, etwa an die Gestaltungsprinzipien der Renaissancegärten, der Gärten des Barock und des Rokoko. Im Spannungsverhältnis hierzu stand die Rückbesinnung auf Nutzgartenformen nach dem Vorbild der alten Bauern-, Biedermeier- und Klostergärten.