De Nieuwe Ooster ist der größte Friedhof in Amsterdam und seit 2003 ein Nationaldenkmal. Der Friedhof wurde in drei Phasen angelegt: 1889, 1915 und 1928. Die erste und zweite Phase wurde von Leonard Springer entworfen. Die Entwürfe der ersten beiden Phasen haben eine klare räumliche Qualität. Das Design der dritten Phase war von deutlich geringerer Qualität. Darüber hinaus haben Modifikationen und Erweiterungen diesen Bereich unstrukturiert und identitätslos werden lassen.
Karres en Brands hat für diese dritte Phase eine neue Identität geschaffen, aber zugleich auch eine neue Struktur für die gesamte Anlage. Statt die drei Zonen stärker räumlich miteinander zu verknüpfen, hat jeder Bereich an eigenem Charakter gewonnen. Durch die Stärkung des Kontrasts zwischen ihnen entstand eine klare Aufteilung des Friedhofs, was wiederum die Qualitäten jeder einzelnen Zone unterstützt.
Die Basis des neuen Designs ist eine Zonierung mit parallelen Bändern unterschiedlicher Größe. Jedes Band hat ein eigenes Organisationsprinzip. Hecken teilen den Raum in kleine Grundstücke. Die vorhandenen Gräber und die Wiese für die Ausstreuung von Asche werden als Flächen mit grünen Rändern eingebaut. Im ganzen Gebiet stellen mehrstämmige Birken ein gemeinsames Merkmal dar. Die lange Wasserfläche und die Urnenwand setzen räumliche Akzente und sind damit auch eine besondere Art von Urnengarten.
Das Kolumbarium ist ein langer Baukörper, der von Wegen durchbrochen wird. Von außen erscheint der Baukörper als introvertierte und robuste Zinkskulptur von 120 Metern Länge, 5 Meter Breite und 5 Meter Höhe. Der Kontrast zum Innenraum ist großartig: Die Innenräume präsentieren sich als private, ruhige, weiße Räume, bei denen nur die weißen Terrazzowände und der Himmel sichtbar sind. Öffnungen in den Wänden bieten Ausblicke in die Umgebung und lassen gefiltertes Licht herein. Die Räume bieten Zuflucht und Gelegenheit für Reflexion und Kontemplation.
Für die Jury sind De Nieuwe Ooster und das Design von Karres en Brands ein perfektes Beispiel für die Anpassung eines historischen Parks – oder in diesem Fall eines Friedhofs – an moderne Bedürfnisse. Hier respektiert die moderne Architektur das historische Design und schafft eine Mischung, die beiden Vorteile bietet. Das Projekt bietet sich als Best Practice Beispiel für viele andere Friedhöfe in Europa an, die ebenfalls mutige Veränderungen und Eingriffe benötigen.
Webseite: De Nieuwe Ooster
Webseite: karres+brands
(Foto: karres+brands)