Gärten sind das Ergebnis wechselnder Ideen und Moden, neuer Technologien, sozialer Verhältnisse, künstlerischer Bewegungen, wirtschaftlicher Entwicklungen und ganz einfach der Notwendigkeit des gesellschaftlichen und politischen Wandels. Sie sind aber auch das Resultat der Menschen als Gestalter, Eigentümer, Gärtner, Künstler, Politiker und Wissenschaftler: Hier ist es interessant zu sehen, wie der Garten sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich genutzt wird. Doch wie Sam Youd, Leiter der Gärten von Tatton Park (GB) kürzlich herausstellte, haben wir die Rolle der Menschen in der Gartengeschichte bisher ignoriert. Man hat die Gärten mit Kultcharakter besonders herausgehoben und die Namen ihrer Gestalter bekannt gemacht wie Gertrude Jekyll (Loseley Park und Hestercombe, GB), Humphry Repton (Rode Hall und Tatton Park, GB), Peter Joseph Lenné (Kurpark Bad Oeynhausen, D) oder Frédéric Lemot (La Garenne Lemot, F). Doch verdanken die meisten Gärten ihren Eigentümern mehr als ihren bekannten Gestaltern, wie Charles Hamilton in Painshill (GB) oder Gérard Gignoux, der seine Gärten von Château du Pin (F) nach den Vorstellungen von Gertrude Jekyll und Edwin Lutyens entwickelte.
In der Gartenkunst gibt es nur wenige wirklich neue Ideen, da die meisten Anlagen auf vielfältige Vorbilder zurückgeführt werden können. Selbst der englische Gartenstil, der wie eine Pest über Europa kam und so viele formale Gärten zerstörte, hatte seine Quellen einerseits in der Antike, andererseits kam er den zeitgenössischen wirtschaftlichen Gegebenheiten, den Trends in Kunst, Literatur und der Mode entgegen. Das englische Streben nach „Vernünftigkeit“ galt als Hauptgrund für die Zerstörung des formalen Gartens in England, da er nichts produzierte, in der Unterhaltung teuer war und durch den Mangel an Abwechslung nur geringes Interesse fand.
Zeitgenössische Gärten bringen kreative Ideen und sogar Innovationen hervor, jedoch haben auch diese Gärten ihren Ursprung in der Gartengeschichte. Es gibt Gärten, die neue künstlerische Bewegungen dokumentieren, wie die zeitgenössischen Gärten, die Geoffrey Jellicoe bei der Cadbury Factory (GB) schuf, oder den Landschaftspark Duisburg Nord (D) von Peter Latz, der das industrielles Erbe in einem völlig neuen Licht zeigte.
Man kann zwar Gärten als Typen sehen, aber man muss über das Offensichtliche hinausgehen, um die Vielgestaltigkeit, die Verknüpfungen und die Ursprünge der Ideen, die diese lebende Kunstform geschaffen haben, zu entdecken. Jeder für sich ist individuell und einzigartig. Gärten gehören zu den wenigen Dingen im Leben, die nicht kopiert oder in Masse produziert werden können. Selbst wenn man das, was man am meisten bewundert, kopiert, muss es doch örtlichen Bedingungen angepasst werden, sonst ist das Ergebnis „der Körper ohne Seele“.
Ähnliche Probleme entstehen, wenn man die Pflege und das Management historischer Parks und Gärten betrachtet. Wie kann man sie unterhalten, den modernen Bedingungen anpassen und trotzdem ihre historische Unversehrtheit erhalten? Zwar können Gärten als lebendes Museum gesehen werden, jedoch ist es genau diese Fähigkeit, Wandel zu ermöglichen, die das Wesen der Gärten ausmacht. Entscheidungen darüber, wie man einen Garten unterhält, was zu ändern ist, was hinzugefügt oder herausgenommen werden soll, werden nicht auf die leichte Schulter genommen und sie können auch nicht mit einer einfachen Formel gelöst werden. Jeder Garten ist für sich selbst einzigartig und muss dementsprechend behandelt werden.
Autor der englischen Originalversion:
Prof. E M Bennis, Manchester Metropolitan University
für EGHN, 2006
Quellen- und Literaturhinweise:
(i) Bennis, E Connecting History and Theory in Landscape Architecture, 1st International Landscape Studies Education Symposium Tongji University: Shanghai, China 27-30 October 2005; presented paper, published as conference proceedings
(ii) Weaver, L (Ed) The House and Its Equipment Country Life, ND p147 This is from a chapter by Gertrude Jekyll titled ‘On Garden Design Generally’
(iii) Hunt, J D (Ed) The Italian Garden: Art, Design and Culture Cambridge University Press, p2
(iv) Treib, M (Ed) Modern Landscape Architecture: A Critical Review MIT Press, Cambridge, Mass. 1993 pIX
(v) Pevsner, N The Englishness of English Art Praeger, New York 1955 pp114-115