Überblick: Einzelgärten und Regionen mit Gärten zu diesem Thema

Die Geschichte der Gartenkunst in Europa ist heute noch sehr lebendig erlebbar: Spaziergänge in Barock- und Renaissancegärten, englischen Landschaftsgärten, Bauern- und Klostergärten, botanischen Gärten und anderen Anlagen führen zurück in diese Geschichte. Bäume, Sträucher und Stauden lassen die Zeit der Anlage oder deren Umgestaltung erkennen. Skulpturen, Brunnen, Brücken, Bauwerke und Wegführungen zeugen von den Idealen und Visionen der jeweiligen Bauherren und Gartenarchitekten.

Was waren die Gründe für die Anlage von Parks und Gärten? Wann und wo fanden neue Ideen, „neue“ Pflanzen und zeitgenössische Elemente Eingang in die Gestaltung eines Parks oder Gartens? Wie erfolgte eine Anpassung neuer Leitbilder und Moden an örtliche Gegebenheiten und Vorlieben? Wo lassen sich solche Entwicklungsphasen heute noch gut erkennen? Welche Parks und Gärten haben die Geschichte der europäischen Gartenkunst beeinflusst?

Antworten auf solche Fragen will dieses Europäische Thema des EGHN geben. Die Beantwortung erfolgt durch kurze Textbeiträge, aber mehr noch durch die Vorstellung exemplarischer Parks und Gärten im Nordwesten Europas. Die Partner des EGHN haben diese Gärten bewusst so ausgewählt, dass deutlich wird, wie sich das gemeinsame gartenkulturelle Erbe entwickelt hat und wie Prinzipien und Motive, die andernorts entwickelt wurden, in den jeweiligen Regionen aufgenommen, modifiziert und somit in die charakteristische Gartenkultur eingebracht wurden.

Die Partner des Netzwerkes sind sich bewusst, dass ohne eine Einbeziehung des südeuropäischen Raumes und anderer Regionen, die Darstellung der Geschichte der Gartenkultur in Europa nur unvollständig sein kann.

Diese zunächst unvermeidliche Beschränkung aufzuheben, steht auf der Zielsetzung des Netzwerkes weit oben. Schon jetzt ist EGHN offen für die Aufnahme weiterer aktiver Partner, Parks und Gärten.

Gartenhistoriker neigen dazu, Gärten nach einem bestimmten prägnanten Stil oder Typus einzuordnen, was üblicherweise als „Gartentypologie“ bezeichnet wird. Auf den ersten Blick ist dies eine vergleichsweise einfache Methode, die der Klassifizierung der Bauhistoriker entspricht, die Bauwerke einem bestimmten Typ und meist auch einem definierten Zeitraum zuordnen. In der Gartenkunst ergibt sich die Schwierigkeit, dass Gärten aus der zeitlichen Abfolge anderer Kunstformen, insbesondere der Architektur, herausfallen können, da sie in natürliche und zeitliche Einflüsse viel tiefer verstrickt sind als dies bei Gebäuden der Fall ist. Zeit wird zur vierten Dimension; keine andere Kunstgattung muss sich mit ihr so sehr auseinandersetzen wie die Landschaft.

Sachbücher zur Gartengeschichte folgen dem Weg, den man erwartet: Sie beginnen mit den alten Kulturen – Ägypten, Griechenland und Rom, schließen die persisch-islamischen Paradiesgärten an irgendeiner Stelle ein, gehen kurz ins Mittelalter über und fahren dann mit Renaissance-Garten, Barock-Garten und Englischem Garten fort. Es folgen die Gärten des späten 19. und des frühen 20. Jahrhundert und den Schluss bilden einige zeitgenössische Gärten. Die Stelle, an der chinesische und japanische Gärten abgehandelt werden schwankt, da nur wenige Autoren wissen, wo sie sie einordnen sollen und Gartengeschichte meist im europäischen Kontext präsentiert wird. Wir sollten über diese Klassifizierungssystematik hinausgehen, da ein derart einfacher Ansatz dem komplexen Thema nicht gerecht wird. Ein Garten, mit all seinen Elementen, ist mit einem Anliegen, einer Nutzung, einer Funktion, mit Schönheit, Gefühl und Atmosphäre verbunden. In den unvergesslichen Landschaften, die Kultstatus erreicht haben, gibt es mehr als physische Werte: Hier schlummern Theorien, die man wachrufen muss, um die Bedeutung und die Struktur dieser Landschaften zu verstehen. Wenn wir einen Garten in seiner Bedeutung für Ort und Zeit verstehen wollen, müssen wir die Entstehungsgeschichte der Landschaft nachvollziehen. (i) Es ist derselbe Prozess, den wir anwenden würden, um unsere Vorfahren und schließlich auch uns selber zu verstehen.

So können wir die Genealogie der Ideen hinter den großen französischen Gärten von André Le Nôtre verfolgen. Angelegt auf der Basis früherer italienischer Gärten sind sie das Ergebnis neuer gesellschaftlicher und künstlerischer Ideen sowie eines veränderten politischen Hintergrundes. Neben imposanten Anlagen hydrotechnischer Kunst, stehen visuelle Feinheiten die mit Niveaus und Perspektiven spielen. Wenn man diese Gärten mit ihrem italienischen Vorgänger vergleicht, nahm der französische Garten nun eine Richtung ein, die sowohl den Menschen als auch die Natur beherrschte. Die humanistischen Merkmale der italienischen Renaissance gingen bei diesem Übergang verloren. Ähnliche Verbindungen kann man in beide Richtungen der Zeitschiene durch die Jahrhunderte herstellen. Die italienischen Gärten, denen man oft die Idee eines „Zimmers im Freien“ zuschreibt, gründeten eindeutig auf der Anlage der frühen römischen „Villa“, wo der Peristylgarten ein Raum im Freien war. Am Schluss nahmen die Gärten eine andere Form an. Wiederum schufen zeitgenössische Einflüsse einen neuen und identifizierbaren Typus. Wenn man auf der Zeitschiene weitergeht, gab es eine modische Renaissance der italienischen Gärten im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, die sowohl private Gärten als auch öffentliche Parks betraf. Doch wieder verzerrte die aktuelle Zeitepoche das Ergebnis. Gertrude Jekyll schuldete dem italienischen Garten viel, sie wurde von ihm inspiriert, aber sie kopierte ihn nie. Sie verachtete den Trend, Formen und Konzeptionen zu imitieren und beklagte den Missbrauch des Dekorativen und der „geometrischen Form“, der „Einheit und Zusammenhalt fehlt“. Die Wirkung beschrieb sie als „ … kalt und unsympathisch. Das Design mag zwar gut und die Details korrekt sein, und dennoch fehlt der Sache das Wichtigste: Man hat den Körper ohne Seele. … “(ii)

Was also macht einen Garten oder Park historisch? Oder macht ihn einfach die Tatsache, dass er alt ist, wertvoll? Vieles ist mit den Wörtern „historisch“ und „Erbe“ verbunden: Bauwerke, Möbel, Kunstwerke, Bücher und alle möglichen Gegenstände. Diese beiden Begriffe werden immer öfter berstrapaziert, vor allem, von denen, die Marketing betreiben. Vieles wird unter dem Label „historisch“ verkauft. Sind wir nicht alle schon durch Marketinganreize verführt worden, bestimmte Orte und Gärten zu besuchen, von deren Qualität wir dann oftmals enttäuscht waren?

Bei Parks und Gärten geht es um den historischen Wert, der sich in verschiedenster Form äußert. Ein Garten kann als wichtig angesehen werden, weil er ein außergewöhnliches Beispiel einer bestimmten Gestaltungsrichtung ist, wie der englische Gartenstil (Gatton Park, GB und Schloss Anholt, D), oder der formale französische Garten (Schlosspark Augustusburg, Brühl, D). Dies bedeutet, dass er als Musterbeispiel insgesamt vollständig und ohne größere Veränderungen erhalten ist. Aber in Wirklichkeit können diesem Anspruch nur wenige ältere Gärten genügen, da Mensch und Natur sie im Laufe der Zeit beeinflusst haben. Außerdem sollte die Art wie verschiedene Länder Gartenstile und Gartenideen kopiert haben, beachtet werden: Gebäude und Garten von Schloss Benrath (D) sind französisch, Dunham Massey (GB) zeigt in seinen Alleen immer noch Überreste des französischen Stils. Der englische Gartenstil ist sowohl in ganz Europa (Schloss Dyck, D) als auch in jedem anderen Kontinent verbreitet. Villa Hügel (D) ist wesentlich im informellen englischen Stil mit Elementen der Art-Deco und Jugendstilepoche gestaltet. Diese Stilrichtung sieht man auch in den Gärten von Tirley Garth und Hestercombe (GB) und im Parc de la Garenne Lemot (F). Die Stil- oder Formepoche ist wahrscheinlich das stärkste physische Element anhand dessen Gartenhistoriker Gärten einordnen, aber es ist nicht das einzige Kriterium, um die Bedeutung einer Anlage zu beurteilen.

Es gibt viele Aspekte, die den Gärten historischen und damit tatsächlichen Wert verleihen – gesellschaftliche, wirtschaftliche, kulturelle und botanische Aspekte. Hierzu gehören spezielle Pflanzensammlungen wie Farne, Gemüse, Stauden, Rosen usw.; Bäume, die wegen ihres Alters oder Einführungsdatums etwas Besonderes sind; Gartenarchitekturen wie Grotten, Skulpturen, Gebäude, Geländemodellierung; gesellschaftliche Aspekte wie Beschäftigung, Modellbauernhöfe, Modelldörfer und öffentliche Parkanlagen; Personen, die mit den Gärten verbunden sind wie Gartengestalter, Politiker, Künstler, Schriftsteller, Sozialreformer; Technologie mit neuen landwirtschaftlichen Methoden, neue Pflanzenzüchtungen, Verwendung von Materialien wie Glas, Eisen und Stahl usw. Der höchste Wert ist selten in einem einzigen Bereich zu finden, meistens macht den Wert auch die gelungene Kombination verschiedener Einzelelemente aus. Oft fällt es schwer, die genannten Merkmale auseinander zu halten, da sie eng miteinander verzahnt sind. John Dixon sagte über das Studium der Gartengeschichte, es sei durchlässig, gehe über traditionelle Grenzen und sei international. (iii)

„Durchlässig“ ist ein einfallsreiches Wort, um die Landschaftsgeschichte zu beschreiben. Es handelt sich um eine Zusammensetzung aus natürlichen und geistigen Schichten, die in ihrer Summe einen einzigartigen Ort schaffen. In manchen Gärten mag es unmöglich sein, die einzelnen Schichten zu identifizieren und ihr Beitrag ist mit anderen Schichten vermischt oder in ihnen versteckt. Aber diese Ideen wanderten weiter und werden neu interpretiert, um den lokalen Gegebenheiten entgegenzukommen und dem örtlichen Verständnis zu entsprechen. Wenn man einen Garten als „historisch“ bezeichnet, beinhaltet dies ein subjektives Urteil über zahlreiche Werte und Qualitäten. Es mag einen dominierenden Aspekt geben, doch ist es selten ein einziges Merkmal, das den Garten wertvoll macht.

Die Erforschung eines Parks oder Gartens im Wandel der Zeit bedeutet die Entdeckung der vielfältigen Beziehungen zu politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Ereignissen. Jedoch ist es oftmals nicht machbar, absolute Daten für Anfang und Ende einer Epoche festzusetzen, da die Gartenideologie viele kurzlebige Elemente enthält. Der produktive Garten existierte auf allen Niveaus der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zeitschiene. Die großen Anwesen des 18. Jahrhunderts hatten ummauerte Gärten, während die weniger Begüterten nur Flächen für Obstbäume und Gemüse ihr Eigen nannten. Das 19. Jahrhundert sah den Aufstieg der Mittelklasse und die Entwicklung der neuen Villen-Gärten, die auch Gemüse- und Blumengärten besaßen. Der Schrebergarten wurde ein wichtiges Kennzeichen der Gartenlandschaft im 20. Jahrhunderts und wurde in manchen Fällen, insbesondere im Ruhrgebiet (D), ein wesentlicher Bestandteil der örtlichen Gemeinschaft. Heute führt die Sorge über Zusätze und Chemikalien in der Nahrungskette zu einer neuen Generation von städtischen Gärtnern.

Gartenstile und Gartennutzungen wandeln sich im Laufe der Zeit: Während die Gärten immer kleiner wurden, hatten immer mehr Menschen an ihnen Anteil. Mit dem Siedlungsdruck der Städte nahm die Bedeutung der Gärten wieder zu. Sogar die Industriellen des 19. Jahrhunderts bezogen die Gärten in die Planung ihrer Arbeitersiedlungen ein, wie in Port Sunlight (GB) und der Margarethenhöhe (D). Von sozialer Verantwortung getrieben, rückte der „Garten“ in einen größeren Bereich und Maßstab; er wurde zum Grundstein für öffentliche Parks, die Gartenstadtbewegung und später die New Towns. Der Garten wurde oft von Kunst und Architektur beeinflusst, aber er konnte sich unabhängig entwickeln ohne sich den Modeerscheinungen anderer Bereiche zu beugen. Mark Treib sagte, dass Architektur künstlerische Strömungen mit einer Verzögerung von 15 Jahren aufnimmt und die Landschaft rund um die Architektur nach weiteren 15 Jahren folgt. (iv) Dies mag vielleicht der Grund sein, warum ein Gartenstil nicht immer den Stil des dazugehörigen Gebäudes widerspiegelt bzw. warum Gärten unabhängig von Gebäuden angelegt werden können.

Es gibt auch spezielle Themen, die historisch von Bedeutung sind. Garteneigentümer waren immer auch vom Zeitgeist, innovativen Ideen und Moden beeinflusst. Das 18. Jahrhundert brachte einige prägnante Gartenelemente hervor: nachgebaute Ruinen von Schlössern übersäten die Anwesen, während man in der wilderen Landschaft einen Einsiedler finden konnte, der die Zukunft las. Einige dieser Einsiedler waren permanent vor Ort sesshaft, andere waren speziell für die Besucher angestellt. Pflanzen und Bäume spielten immer eine große Rolle als Schmuck, Statussymbol und als Präsentation wirtschaftlicher Macht, sich die neuesten Importe aus den Expeditionen in alle Teile der Welt leisten zu können. Jedoch endete z.B. die Begeisterung für Tulpen zwischen 1635 und 1637 in einer regelrechten Tulpenmanie und im Zusammenbruch der niederländischen Wirtschaft.

Das 19. Jahrhundert brachte alle möglichen Themen und Gärten hervor, wie z.B. Rosen-, Dahlien- oder Farngärten. Dies war die Zeit der „Nischen-Gärten“ wie Chinesische, Italienische, Indische, Ägyptische, Cottage- und Amerikanische Gärten – fast alles war möglich. Zu den größten Modererscheinungen des frühen 20. Jahrhunderts gehörten die Japanischen Gärten. Es gibt zwar nur wenig japanische Bauwerke in Europa, aber der Trend zum „Japanstil in der Gartenkunst“ war zu dieser Zeit auf seinem Höhepunkt. Dies zeigt sich auch im Design der dekorativen Kunst (Möbel, Porzellan usw.). Diese neuen Gärten waren nicht formal angelegt und mit einigen japanischen Merkmalen wie Laternen oder Teehäusern versehen. Zu den Pflanzen gehörten Japanischer Ahorn, Bambus und Kamelien – doch nur wenige Gärten waren japanische Gärten im eigentlichen Sinn. Allerdings kamen manche bemerkenswert nahe an das japanische Original heran wie der Japanische Garten in Tatton Park (UK) oder der Parc Oriental de Maulévrier (F), der sich zum größten Japanischen Garten in Nordwesteuropa entwickelte. Als Gartenstil war der Japanische Garten üblicherweise Teil eines größeren, oftmals älteren Gartens. Dass dieser Gartenstil derart in Mode kam, hat viele Gründe, zum Beispiel die Einführung neuer Pflanzen aus Ostasien und neue Handelsrouten nach Japan und China im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Es gab frühere Epochen, in denen chinesische Einflüsse, die Grundlage japanischer Gärten, in Europa in Mode kam. Besonders im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert kam diese Mode erneut auf und wurde an eine bestimmte Zeit und gesellschaftliche Situation angepasst. Dies ist der Grund dafür, dass selbst die besten Beispiele in Konzeption und Detail nicht genau dem Original entsprechen. Ein anderer Grund liegt  im Reiz des Exotischen und der Möglichkeit, der gesellschaftlichen Schicht eine Nasenlänge voraus zu sein, in dem man die neuesten und seltensten Arten in seinem Garten oder Park zeigen konnte, der zugleich auch die Ursprungsregion der Pflanzen und Gehölze widerspiegelte. Zudem darf man den Wunsch nach stetiger Veränderung sowie das Bedürfnis nach immer wieder Neuem und Modernem nicht unterschätzen.

Gärten sind das Ergebnis wechselnder Ideen und Moden, neuer Technologien, sozialer Verhältnisse, künstlerischer Bewegungen, wirtschaftlicher Entwicklungen und ganz einfach der Notwendigkeit des gesellschaftlichen und politischen Wandels. Sie sind aber auch das Resultat der Menschen als Gestalter, Eigentümer, Gärtner, Künstler, Politiker und Wissenschaftler: Hier ist es interessant zu sehen, wie der Garten sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich genutzt wird. Doch wie Sam Youd, Leiter der Gärten von Tatton Park (GB) kürzlich herausstellte, haben wir die Rolle der Menschen in der Gartengeschichte bisher ignoriert. Man hat die Gärten mit Kultcharakter besonders herausgehoben und die Namen ihrer Gestalter bekannt gemacht wie Gertrude Jekyll (Loseley Park und Hestercombe, GB), Humphry Repton (Rode Hall und Tatton Park, GB), Peter Joseph Lenné (Kurpark Bad Oeynhausen, D) oder Frédéric Lemot (La Garenne Lemot, F). Doch verdanken die meisten Gärten ihren Eigentümern mehr als ihren bekannten Gestaltern, wie Charles Hamilton in Painshill (GB) oder Gérard Gignoux, der seine Gärten von Château du Pin (F) nach den Vorstellungen von Gertrude Jekyll und Edwin Lutyens entwickelte.

In der Gartenkunst gibt es nur wenige wirklich neue Ideen, da die meisten Anlagen auf vielfältige Vorbilder zurückgeführt werden können. Selbst der englische Gartenstil, der wie eine Pest über Europa kam und so viele formale Gärten zerstörte, hatte seine Quellen einerseits in der Antike, andererseits kam er den zeitgenössischen wirtschaftlichen Gegebenheiten, den Trends in Kunst, Literatur und der Mode entgegen. Das englische Streben nach „Vernünftigkeit“ galt als Hauptgrund für die Zerstörung des formalen Gartens in England, da er nichts produzierte, in der Unterhaltung teuer war und durch den Mangel an Abwechslung nur geringes Interesse fand.

Zeitgenössische Gärten bringen kreative Ideen und sogar Innovationen hervor, jedoch haben auch diese Gärten ihren Ursprung in der Gartengeschichte. Es gibt Gärten, die neue künstlerische Bewegungen dokumentieren, wie die zeitgenössischen Gärten, die Geoffrey Jellicoe bei der Cadbury Factory (GB) schuf, oder den Landschaftspark Duisburg Nord (D) von Peter Latz, der das industrielles Erbe in einem völlig neuen Licht zeigte.

Man kann zwar Gärten als Typen sehen, aber man muss über das Offensichtliche hinausgehen, um die Vielgestaltigkeit, die Verknüpfungen und die Ursprünge der Ideen, die diese lebende Kunstform geschaffen haben, zu entdecken. Jeder für sich ist individuell und einzigartig. Gärten gehören zu den wenigen Dingen im Leben, die nicht kopiert oder in Masse produziert werden können. Selbst wenn man das, was man am meisten bewundert, kopiert, muss es doch örtlichen Bedingungen angepasst werden, sonst ist das Ergebnis „der Körper ohne Seele“.

Ähnliche Probleme entstehen, wenn man die Pflege und das Management historischer Parks und Gärten betrachtet. Wie kann man sie unterhalten, den modernen Bedingungen anpassen und trotzdem ihre historische Unversehrtheit erhalten? Zwar können Gärten als lebendes Museum gesehen werden, jedoch ist es genau diese Fähigkeit, Wandel zu ermöglichen, die das Wesen der Gärten ausmacht. Entscheidungen darüber, wie man einen Garten unterhält, was zu ändern ist, was hinzugefügt oder herausgenommen werden soll, werden nicht auf die leichte Schulter genommen und sie können auch nicht mit einer einfachen Formel gelöst werden. Jeder Garten ist für sich selbst einzigartig und muss dementsprechend behandelt werden.

Autor der englischen Originalversion:
Prof. E M Bennis, Manchester Metropolitan University
für EGHN, 2006

Quellen- und Literaturhinweise:
(i) Bennis, E Connecting History and Theory in Landscape Architecture, 1st International Landscape Studies Education Symposium Tongji University: Shanghai, China 27-30 October 2005; presented paper, published as conference proceedings
(ii) Weaver, L (Ed) The House and Its Equipment Country Life, ND p147 This is from a chapter by Gertrude Jekyll titled ‘On Garden Design Generally’
(iii) Hunt, J D (Ed) The Italian Garden: Art, Design and Culture Cambridge University Press, p2
(iv) Treib, M (Ed) Modern Landscape Architecture: A Critical Review MIT Press, Cambridge, Mass. 1993 pIX
(v) Pevsner, N The Englishness of English Art Praeger, New York 1955 pp114-115

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