Parks und Gärten als Element der Stadtentwicklung

Frühe Geschichte sind die durchweg als geometrische, barocke Anlagen konzipierten Gärten und Parks an Burgen, Klöstern und Herrensitzen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden sie zu Landschaftsgärten im „englischen Stil“ umgewandelt, der Gestaltungsmode jener Zeit entsprechend, die den Geist der Aufklärung und des Liberalismus widerspiegelte (z.B. Rombergpark in Dortmund).

In der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte die fortschreitende Industrialisierung das Aussehen der Landschaft zwischen Ruhr und Emscher. Zu den neuen „Tempeln der industriellen Machtfülle“ gehörten repräsentative Garten- oder Parkanlagen (z.B. Park der Villa Hügel in Essen). Das wirtschaftlich und gesellschaftlich erstarkte Besitz- und Bildungsbürgertum schuf zudem repräsentative Parkanlagen, aus denen im Ruhrgebiet die Stadtgärten wurden. Auch die aufstrebenden Industriestädte der ersten hochindustriellen Phase legten ihre Stadtgärten an (z.B. Stadtpark Bochum).

Demokratisierung des Stadtgrüns ist der Begriff von heute, der die Volksgartenbewegung von damals beschreibt. Der Volkspark war sozial (demokratisch) bezogen auf die Nutzungsanrechte für alle sozialen Schichten, er war sozial (hygienisch) bezogen auf den Ausgleich der Wohnhygiene und der bedrohlichen Luftverschmutzung (z.B. Grugapark Essen).

Die Bundesgartenschauen der 1950er Jahre, die aus zerbombten Städten neues Stadtgrün sprießen ließen, knüpften nicht an den Errungenschaften des demokratischen Stadtgrüns an. Sie verhalfen dem Bürgerpark zu einem restaurativen Zwischenhoch, bis sich dann in den 1960er Jahren die Konturen der pluralistischen Freizeitgesellschaft abzeichneten: mit dem Revierpark entwickelte sich im Ruhrgebiet ein neuer Parktyp (z.B. Revierpark Vonderort).

Mit der ersten Landesgartenschau in NRW, 1984 auf dem Gelände der Zeche Maximilian in Hamm, wagte man sich wieder an ein Novum. Erstmals wurden eine Halde und ein aufgelassenes Zechenareal in eine Parkplanung einbezogen und als Teil der industriellen Kulturlandschaft gartenkünstlerisch „verarbeitet“. Ein Ansatz, der für die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park zur Selbstverständlichkeit und zum Programm wurde.

Kennzeichnend für die seit den 1990er Jahren neu entstandenen Parkanlagen ist die Berücksichtigung und Verdeutlichung von Resten der industriellen Vergangenheit. Gleichzeitig wurde versucht, die vorhandene Naturästhetik auf den Brachen und industriellen Restflächen mit in die Gestaltung einzubeziehen (z.B. Landschaftspark Duisburg Nord, Haus Ripshorst im Emscher Landschaftspark in Oberhausen, Altstadtpark “Garten der Erinnerung” in Duisburg, Nordsternpark in Gelsenkirchen).

Parks und Gärten im Ruhrgebiet sind heute nicht nur wichtiger Freiraum für die Bewohner der Region. Sie sind zugleich “Identifikationsträger“, haben eine hohe touristische Bedeutung als Baustein der „Route der Industriekultur“ und sind nicht zuletzt auch Zeichen einer Aufbruchstimmung in der Regionalentwicklung, die ihre Hoch- und Krisenzeiten nicht verleugnet, sondern aktiv als einzigartige Potentiale einsetzt.

Diese Route entstand rund um den Ankergarten Haus Ripshorst im Emscher Landschaftspark in Oberhausen.

“Das Ruhrgebiet” ist schwer zu fassen:

Im Ruhrgebiet leben 5,3 Mio. Menschen, knapp 30% der Bewohner von Nordrhein-Westfalen auf nur 13% der Landesfläche. Im Regionalverband Ruhr sind 11 kreisfreie Städte und vier Kreise zusammengeschlossen. Eine polyzentrische Struktur, in der die dominante Metropole fehlt. Der Verlauf der Flüsse Ruhr und Emscher von Osten nach Westen ist immer noch für die Siedlungsstruktur und die Erschließung der Region bestimmend.

Mit dem Slogan „Das Ruhrgebiet – ein starkes Stück Deutschland“ versuchte die Region eine Neupositionierung und wollte der langen und tief greifenden Umgestaltung ihrer wirtschaftlichen, städtebaulichen und sozialen Bedingungen Ausdruck verleihen.

Insbesondere das rasante Wachstum des Kohlenbergbaus, der Eisen- und Stahlindustrie sowie der Chemie und Energiewirtschaft hatten die Zahl der Bewohner in der Region ab Mitte des 19. Jahrhunderts (1840 lebten nur etwa 230.000 Menschen in der Region) extrem ansteigen lassen. Das Ruhrgebiet war Lokomotive der deutschen Wirtschaft, und nach dem 2. Weltkrieg „Zugpferd des westdeutschen Wirtschaftswunders“.

Während dieser Wachstumsphase folgte die Stadtentwicklung primär den Bedürfnissen der Wirtschaft. Andererseits kamen der ökonomische Erfolg und Vollbeschäftigung sowie die daraus resultierenden hohen Steuereinnahmen den Kommunen und ihren Bewohnern zu Gute.

Der ökonomische und technologische Wandel hat die Wirtschaftswunderregion hart getroffen. Viele Produkte waren nicht mehr gefragt oder wurden zu geringeren Kosten importiert. Betriebe mußten schließen, Arbeitsplätze gingen verloren. Aber auch heute gibt es im Ruhrgebiet noch höchst erfolgreiche Unternehmen, die als Global Player neue Märkte erschlossen, aber auch Arbeitsplätze an „kostengünstigere“ Standorte verlegt haben.

Die Umwelt war einer der ersten Gewinner des Wandels: die Belastungen von Luft und Wasser sanken deutlich, der Flächenverbrauch wurde umgekehrt, Brachen und Halden konnten begrünt sowie Bäche und ihre Uferbereiche renaturiert werden.

Eine neue Qualität der Umgestaltung, die sich auf ein abgestimmteres räumliches Leitbild und auf soziale, ökologische und kulturelle Zielvorgaben stützen konnte, begann ab 1989 mit der Internationalen Bauausstellung (IBA) Emscher-Park.

Obwohl das Ruhrgebiet weit davon entfernt ist, alle seine ökonomischen, ökologischen, städtebaulichen und sozialen Probleme gelöst zu haben, zeigt sich doch an immer mehr Orten, dass sich die industrielle Vergangenheit durch kreative Konzepte in neue Ressourcen und Potentiale für eine nachhaltigere Entwicklung verwandeln läßt. Entstanden sind u.a. außergewöhnliche Gewerbestandorte, Kultureinrichtungen und Wohnsiedlungen. Historische Bausubstanz wurde erhalten und mit neuem Leben erfüllt. Neue qualitätsvolle Architektur setzt bewusste Kontraste.

Bewohner und Besucher der Region werden mit Angeboten wie der „Route der Industriekultur“ oder der „Route der Industrienatur“ eingeladen, diese überraschende Vielfalt zu entdecken. Am besten tut man dies zu Fuß oder mit dem Rad und nutzt die neuen Wege, die z.B. auf alten Bahntrassen und über ehemals verbotene Gelände entstanden sind und durch architektonisch anspruchsvolle Brücken vernetzt wurden.

Bei der Nutzung dieses Wegenetzes helfen u.a. ein Beschilderungssystem und ein Radroutenplaner im Internet. So lassen sich auch die anderen Attraktionen, wie die Landmarken und Aussichtspunkte, die Fußballstadien, die Theater und Museen, die historischen Orte und Landschaften und die vielen historischen und zeitgenössischen Parks und Gärten auf einer „Tour de Ruhr“ erleben.

Die Garten- und Parklandschaft des Ruhrgebietes ist Teil des industriekulturellen Erbes der Region. Historische Gärten und Parks sind wie die imposanten Bauten der Industriearchitektur Spiegelbilder der Siedlungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Ruhrgebietes.

Die frühe Geschichte der Gärten und Parks sind die Gärten an Burgen, Klöstern, Schlössern und Herrensitzen aus der vorindustriellen Phase des Ruhrgebietes, durchweg als geometrisch, barocke Gartenanlagen konzipiert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden diese Gartenanlagen im „französischen Stil“ zu Landschaftsgärten im „englischen Stil“ umgewandelt, entsprechend der Gestaltungsmode jener Zeit, die den Geist der Aufklärung und des Liberalismus widerspiegelte.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte die fortschreitende Industrialisierung das Aussehen der Landschaft zwischen Ruhr und Emscher. Zu jener Zeit wurden auch „Tempel der industriellen Machtfülle“ gänzlich neu errichtet. Repräsentative Garten- oder Parkanlagen gehörten dazu. Die Villa Hügel mit ihrem Park ist dafür ein eindrucksvolles Beispiel.

Auch das wirtschaftlich und gesellschaftlich erstarkte Besitz- und Bildungsbürgertum schuf repräsentative Parkanlagen. Bald wurden aus den Bürgergärten im Ruhrgebiet Stadtgärten. Auch die aufstrebenden Industriestädte der ersten hochindustriellen Phase des ausgehenden 19. Jahrhunderts legten ihre Stadtgärten an.

Demokratisierung des Stadtgrüns ist der Begriff von heute, der die folgende Volksgartenbewegung beschreibt. Der Volkspark war sozial (demokratisch) bezogen auf die Nutzungsanrechte für alle sozialen Schichten, er war sozial (hygienisch) bezogen auf den Ausgleich der Wohnhygiene und der bedrohlichen Luftverschmutzung

Die Bundesgartenschauen der 1950er Jahre, die aus zerbombten Städten neues Stadtgrün sprießen ließen, knüpften nicht an der Volksparkidee und den Errungenschaften des demokratischen Stadtgrüns an. Sie verhalfen eher dem Bürgerpark zu einem restaurativen Zwischenhoch, bis sich dann in den 1960er Jahren die Konturen der pluralistischen Freizeitgesellschaft abzeichneten: mit dem Revierpark entwickelte sich im Ruhrgebiet ein neuer Parktyp.

Mit der ersten Landesgartenschau in NRW, 1984 auf dem → Gelände der Zeche Maximilian in Hamm, wagte man sich wieder an ein Novum. Erstmals wurden eine Halde und ein aufgelassenes Zechenareal in eine Parkplanung einbezogen und als Teil der industriellen Kulturlandschaft gartenkünstlerisch „verarbeitet“.

Ein Ansatz, der später (ab 1989) für die Internationalen Bauausstellung Emscher Park (IBA) zur Selbstverständlichkeit und zum Programm wurde.

Kennzeichnend für die seit den 1990er Jahren entstandenen Parkanlagen ist die Berücksichtigung und Verdeutlichung von Resten der industriellen Vergangenheit. Gleichzeitig wurde versucht, die vorhandene Naturästhetik auf den Brachen und industriellen Restflächen im Rahmen der “Route Industrienatur” mit in die Gestaltung einzubeziehen. Der Landschaftspark Duisburg-Nord und der Nordsternpark in Gelsenkirchen können als Beispiel gelten.

Parks und Gärten sind nicht nur wichtiger Freiraum für die Bewohner der Region. Sie sind zugleich “Identifikationsträger“, haben eine hohe touristische Bedeutung als Baustein der → „Route der Industriekultur“ und sind nicht zuletzt auch Zeichen einer Aufbruchstimmung in der Regionalentwicklung, die ihre Hoch- und Krisenzeiten nicht verleugnet, sondern aktiv als einzigartige Potentiale einsetzt.

Die Entwicklung der Landschaft in und zwischen den Städten im Kern des Ballungsraumes Ruhrgebiet ist heute Bestandteil eines neuen und langfristigen Entwicklungsprogramms, in dem u.a. auch Industriekultur und Industrienatur den Ausgangspunkt für eine neue Aneignung und authentische Gestaltung der Region bilden. Das Programm → Emscher Landschaftspark 2010 ist fester Bestandteil der Strukturpolitik des Landes NRW. Der Parkaufbau ist ein integriertes Vorhaben, er führt Umweltentwicklung, Gestaltung der Kulturlandschaft, Stadtentwicklung und Wirtschaftsentwicklung zusammen.

Der Führer zur Gartenroute Ruhrgebiet steht hier als Download (pdf-file, 4,2 MB, deutsch, engl., franz.) zur Verfügung.

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