Mit dem Steinfurter Bagno besitzt das Münsterland eine der eigenartigsten Schöpfungen der Gartenkunst Nordrhein-Westfalens. Seine für die damalige Zeit spektakulären Attraktionen lockten in der Blütezeit des Parks im 18. Jahrhundert zahlreiche Besucher aus Nah und Fern zum Schloss der Grafen Bentheim-Steinfurt. Nach heutigen Vorstellungen war „das Bagno“ ein früher Vorläufer der aktuellen Freizeitparks mit anspruchsvollem Unterhaltungsprogramm.
An den Glanz aus vergangenen Tagen versucht man heute wieder anzuknüpfen. Nicht nur die berühmte Konzertgalerie im Park wurde prachtvoll restauriert. Auch durch die Neuinterpretationen ehemals barocker Park-Gestaltungen kann man nun wieder einiges von der historischen Bedeutung in dem 50 ha großen Park erahnen. So wurde die “Große Allee” im Frühjahr 2003 vierreihig aus Linden- und Kastanienbäumen neu gepflanzt. Das so genannte Bagnoquadrat lädt mit seiner modernen Gestaltung die heute wieder zahlreich kommenden Besucher zum Verweilen und Spielen oder – wie damals – zu einer Bootsfahrt auf dem angrenzenden See ein.
In Verbindung mit dem Schloss, dem malerischen Ortskern Burgsteinfurts und dem nahe gelegenen Kreislehrgarten ist das Steinfurter Bagno mit seiner eigenartigen Geschichte und seiner wiederbelebten Attraktivität ein reizvolles Ziel für jeden (Garten-) Kulturinteressierten.
Ein historischer Vergnügungspark im Spiegel der Gegenwart
Eine der großen gartenkünstlerischen Schöpfungen Westfalens ist der Bagno genannte Park am Rande der Altstadt von Burgsteinfurt. Die weitläufige Anlage im Südosten des Wasserschlosses der Fürsten von Bentheim-Steinfurt erhielt ihren Namen von einem um die Mitte des 18. Jahrhunderts errichteten Badehäuschen (ital. „il bagno“). Einst kamen zahlreiche Besucher von nah und fern, um die Sehenswürdigkeiten und Attraktionen im Park zu bewundern.
Heute versucht man, an den Glanz aus längst vergangener Zeit wieder anzuknüpfen. Durch die Neuinterpretation ehemals barocker Gestaltungen kann man nun wieder einiges von der historischen Bedeutung in dem 50 ha großen Park erahnen.
Die Blütezeit der einstmals kunstvoll gestalteten Parkanlagen war der Zeitraum zwischen 1765 und 1820. Mit der Regierungszeit des Grafen Karl Paul Ernst zu Bentheim-Steinfurt beginnt die Geschichte des Bagnos.
Begeistert von den Anlagen in dem von ihm bereisten Frankreich, begann Graf Karl ab 1765 mit der Gestaltung einer großzügigen Barockanlage, die weit in den an das Schloss angrenzenden Wald reichte.
Zudem sollte in einiger Entfernung zum Schloss eine Sommerresidenz mit einem geometrischen Garten angelegt werden. Ein vorhandener Waldweg wurde zur „Großen Allee“ ausgebaut und bildete eine vom Schloss in östlicher Richtung verlaufende mehr als einen Kilometer lange Achse durch den Park. Als ein Beitrag zur Attraktivitätssteigerung für die heutigen Besucher wurde die Große Allee im Frühjahr 2003 als vierreihige Allee aus Linden- und Kastanienbäumen neu gepflanzt.
In der Nähe der heutigen Bagno-Gaststätte stand ursprünglich das kleine Badehaus, welches der Anlage ihren Namen gab. An dieser Stelle ließ Graf Karl als Sommerresidenz ein kleines Lustschloss errichten.
Mitten im Wald entstand so die barocke Anlage des so genannten Bagnoquadrats. Der geometrische Garten war mit Heckengängen, Blumengärten, einer kleinen Kaskade und Volieren ausgestattet. Bis auf wenige alte Bäume hat sich vom Bagnoquadrat nicht mehr viel erhalten. 2004 wurde es in seiner historischen Grundform als Quadrat mit modernen Materialien neu gestaltet.
Am Endpunkt der Großen Allee wurde 1774 ein prächtiger Konzertsaal vollendet. Die Konzertgalerie ist das älteste erhaltene Gebäude im Bagno und gilt als der erste freistehende Konzertsaal auf dem europäischen Kontinent. Auch die sich ursprünglich von der Nordostseite der Galerie in den Wald erstreckende Achse, die im Laufe der Jahre zugewachsen war, wurde im Rahmen der Umgestaltungen 2004 neu interpretiert.
Überregionale Bedeutung bekam das Bagno vor allem durch die verschiedenartigsten Attraktionen. Damals wurde ein regelrechter Vergnügungspark angelegt. Die Bevölkerung und die aus ganz Europa anreisenden Gäste kamen in Scharen, um griechische und römische Tempel, eine türkische Moschee, verschiedene orientalische und chinesische Miniaturbauten, Brücken oder landschaftlich gestaltete Anlagen zu erleben.
1787 waren 39 dieser Bauten und Sehenswürdigkeiten im Park vorhanden. Hier fanden Feste, Konzerte, Unterhaltungsspiele, Theateraufführungen, Feuerwerke und auch Bootsfahrten auf dem See statt. Nach modernen Vorstellungen war das Bagno ein Vorläufer der heutigen Freizeitparks mit anspruchsvollem Unterhaltungsprogramm.
Eine besondere Attraktion war die Große Fontäne, die seinerzeit größte in Westfalen. Als Zeugnis dieser technischen Meisterleistungen sind noch heute die Reste des Fontänenteiches im Wald erkennbar. Der Bau dieser Anlage fiel bereits in die Verantwortung des Grafen Ludwig, der 1780 die Grafschaft von seinem Vater übernahm. Mit dem Generationswechsel kam es auch zu größeren Veränderungen im Park.
Ludwig widmete sich besonders dem weiteren Ausbau des Bagnosees. Bei der Erweiterung des Sees erhielten auch die fünf Inseln ihre endgültige Form. Auf der Ruineninsel und der Rotundeninsel errichtete man als stimmungsvolle Blickpunkte weithin sichtbare Bauwerke. Die Roseninsel und die Blumeninsel waren ausschließlich gärtnerisch gestaltet. Auf der Arioninsel ganz im Süden des Sees wurde mit dem Bodenaushub des Sees ein kunstvoller Berg modelliert, von dem sich eine mehrstufige Wasserkaskade ergoss. Um auf die Arioninsel zu gelangen, mussten die Besucher den Weg über die Ketten- und die Knüppelbrücke nehmen. Beide Brücken haben sich als Stimmungsträger im Park bis heute erhalten.
Mit der Besetzung der Grafschaft durch napoleonische Truppen im Jahre 1806 setzte bereits der langsame Niedergang des Steinfurter Bagnos ein. Graf Ludwig weilte lange Zeit in Frankreich. 1815 kam die Grafschaft Steinfurt an Preußen. Nach dem Verlust der Landeshoheit kehrte Ludwig erst 1817 nach Steinfurt zurück und verstarb noch im selben Jahr. Da sich die wirtschaftlichen Verhältnisse grundlegend veränderten, war an eine Unterhaltung des Parks nicht mehr zu denken. 1820 begann der Abbruch der Bauwerke und der Park wurde in der nachfolgenden Zeit hauptsächlich forstwirtschaftlich genutzt.
Erst mit der Gründung des Golfclubs Münsterland und der Aufnahme des Spielbetriebes im Jahre 1952 fand wieder eine raumgreifende Nutzung des Bagnos statt. Nahezu alle Wiesenflächen des Parks werden heute als Anlagen des Golfclubs genutzt.
Seit 1997 erwecken Konzerte mit Künstlern von Weltruf die umfassend rekonstruierte Konzertgalerie wieder zu neuem Leben. Der neue Glanz, der von diesem Ort ausgeht, soll nun in den nächsten Jahren auch auf ausgewählte Parkbereiche übertragen werden.
Adresse:
Steinfurter Bagno
Borghorster Straße
48565 Steinfurt
Tel: 02551-1383
E-mail: info@steinfurt.de
www.steinfurt-touristik.de
Steinfurter Bagno@Wikipedia
Eigentümer:
Schloss Privatbesitz
Öffnungszeiten:
Park: ganzjährig geöffnet
Konzertgalerie: nach Anmeldung
Schloss: Nur nach Vereinbarung
Preise:
Park: Eintritt frei
Konzertgalerie: Eintritt frei
Schloss: Erwachsene 2.10 Euro
Kulturprogramm und Ausstellungen: Feste im Park und Konzerte in der Galerie
Touristische Informationen:
- Restaurant/Cafe: ja
- WC: ja
- Parken: ja
- Übersichtskarte und weitere Informationen über den Park: ja
- Beschilderung im Park und an den Pflanzen: ja
- Bänke im Park: ja
- Durchschnittliche Aufenthaltsdauer: 1-2 Stunden
- Barrierefreier Zugang: Die Hauptwege sind für Menschen mit Gehbehinderungen zugänglich